Aktuelle Meldungen

27.06.2022

Infrastruktur, Jagd und Klimawandel mit Bestandsrückgängen von Zugvögeln verknüpft

Baumpieper
Baumpieper gehören zu den bedrohten Langstreckenziehern (© Hans Glader)

Bestände von Zugvögeln nehmen global ab. Eine neue Studie der Universität von East Anglia, der Universität von Porto und der Universität von Lissabon und der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie zeigt, dass dies durch menschengemachte Veränderung der Landschaft verursacht wird. Die Untersuchung basiert auch auf Daten des paneuropäischen Monitorings häufiger Brutvögel (PECBMS), das in NRW durch unser Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) repräsentiert wird. Studien wie diese wären ohne die Mithilfe zahlreicher ehrenamtlicher Kartierer*innen nicht möglich.

Bestandsrückgänge sind bei den Arten am größten, die durch Gebiete mit mehr menschlicher Infrastruktur (Straßen, Gebäude, Stromleitungen, Windkraftanlagen), höherer menschlicher Siedlungsdichte und hohem Jagddruck ziehen. Habitazerstörung und Klimawandel spielen ebenfalls eine wichtige Rolle beim langfristigen Rückgang der Vogelbestände. Das Forschungsteam hofft, ihre Arbeit hilft bei gezielten Naturschutzmaßnahmen. Dr. James Gilroy (UEA’s School of Environmental Sciences) sagte: „Wir wissen, dass Zugvögel stärker bedroht sind als Standvögel, es ist aber unklar, warum. Wir möchten herausfinden, wo in ihrem Lebenszyklus die Vögel am meisten menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind.“

Insgesamt 103 Zugvogelarten wurden untersucht. Fortschritte in der Fernerkundung (Satellitenbildtechnologien) erlaubten es, Karten von 16 Bedrohungen über Europa, Afrika und Westasien zu erstellen, darunter die erste großskalige Kartierung des Jagddrucks.

Dr. Aldina Franco (ebenfalls UEA’s School of Environmental Sciences) ergänzte: „Unsere Ergebnisse sind deshalb wichtig, weil wir verstehen müssen, wo im Bestand rückläufige Arten während ihres Zugweges am stärksten durch Menschen bedroht sind. Genaue Lokalisierungen können helfen, Naturschutzmaßnahmen gezielt einzusetzen.“

Eine ausführliche englischsprachige Pressemitteilung, auf der dieser Beitrag beruht, befindet sich auf der PECBMS-Homepage. Der Fachartikel erschien im Fachmagazin Global Ecology and Biogeography und ist hier frei verfügbar.

 

 

26.06.2022

Uferschwalbenmonitoring hat begonnen

Uferschwalbe
Die Uferschwalbensaison hat begonnen
(© Hans Glader)

Bereits am 20.06. startete die diesjährige Saison zum Uferschwalbenmonitoring. Uferschwalben brüten in Kolonien. Neströhren werden in Steilwände an naturnahen Flüssen und in Sekundärlebensräumen wie z.B. Sandgruben selbst gegraben. In NRW ist die Uferschwalbe die seltenste der drei regelmäßig vorkommenden Schwalbenarten. Sie steht auf der Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens als stark gefährdet. Es ist außerdem bekannt, dass Uferschwalbenbestände stark schwanken können und die Art eine sehr großräumige Populationsdynamik aufweisen kann – Vögel, die in einem Jahr an einer bestimmten Stelle gebrütet haben, können im nächsten Jahr an ganz anderer Stelle auftauchen - sicherlich eine Anpassung an die Dynamik natürlicher Flussufer, die bei uns leider selten geworden sind. Uferschwalben lassen sich kaum sinnvoll im Rahmen eines Monitorings gemeinsam mit anderen Arten erfassen, so dass ein eigenes Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel des DDA etabliert wurde.

Das Brutbestandsmonitoring umfasst lediglich zwei Termine: eine optionale Begehung zwischen dem 20. Juni und dem 10. Juli, um die Zahl besetzter Röhren zu bestimmen, und ein verpflichtender Termin zwischen dem 11. und 31. Juli. Die Dateneingabe läuft bequem über ornitho.de oder die Naturalist-App.

Seit Beginn des Monitorings konnten bereits zahlreiche Koloniestandorte vergeben werden, so dass wir hoffen, zukünftig eine bessere Datengrundlage über die Bestandsentwicklung dieser spannenden Art haben. Trotzdem werden aber viele Gebiete noch nicht erfasst. Wenn Sie selbst Kolonien kennen und Zeit und Lust finden, sich am Monitoring der Uferschwalben zu beteiligen, freuen wir uns, wenn Sie sich bei der KVM (Koordinierungsstelle Vogelmonitoring NRW) melden. Kontakt und weitere Informationen zum Uferschwalbenmonitoring gibt es hier.

 

 

17.06.2022

Vogeltränken aufstellen

Kohlmeise
Wasserstellen locken Vögel an - hier eine Kohlmeise (© Hans Glader)

Die nächste Hitzewelle ist da und erfüllt damit leider alle Prognosen der Klimawissenschaft. Aktuell leiden viele Vögel und andere Tiergruppen unter der Trockenheit. Langfristig verändern sich Ökosysteme, unmittelbar trocknen aber erstmal Pfützen und Flachgewässer aus. Dabei müssen die meisten Vögel – obwohl sie aufgrund ihres Stoffwechsels echte Wassersparer sind – regelmäßig trinken. Wie Vögel trinken erklären wir übrigens hier. Viele Arten baden aber auch ausgesprochen gerne, schließlich hängt das Überleben eines Vogels maßgeblich vom Zustand seines Federkleids ab.

Wer den Vögeln im direkten Umfeld helfen möchte, kann jetzt Tränken aufzustellen. Ein wassergefüllter Blumenuntersetzer auf der Terrasse, im Garten oder auf dem Balkon dürfte rasch mehrere Arten anlocken. Oft bieten sich dabei sehr schöne Beobachtungsmöglichkeiten. Bitte beachten Sie, dass Tränken sicher vor Katzen aufgestellt werden sollten (z.B. in einer aufgehängten Schale) und auch Scheibenanflüge sind ein Risiko. Auch Vogelkrankheiten können an Tränken und Futterstellen übertragen werden. Tränken sollten daher täglich gereinigt werden und bei Verdachtsfällen entfernt werden, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

 

 

15.06.2022

Vogelschutztagung NRW 2022 - Vogelschutz im Wald am 17.09.2022

Balzende Schwarzstörche - leider ein zundehmend selten werdender Anblick über unseren Wäldern (© Hans Glader)

Unsere Wälder wandeln sich aktuell in einem bisher zumindest in jüngster Zeit nicht beobachteten Ausmaß. Die Klimakrise und die mit dieser oft in engem Zusammenhang stehenden Nutzungsbedingungen tragen dazu bei. Vor diesem Hintergrund wurde für die diesjährige Vogelschutztagung das wichtige Thema „Vogelschutz im Wald“ ausgewählt. Gefragt wird beispielsweise, wie die momentane Bestandsentwicklung bei typischen Waldarten wie Spechten und Eulen aussieht. Gegenstand der Veranstaltung wird auch die Bedeutung von Kalamitäts- und Störflächen als mögliche neue Lebensräume für Halboffenlandarten. Weitere Beiträge und aktuelle Entwicklungen werden zudem in Impuls-Vorträgen vorgestellt.

Natürlich wird es neben den Fachvorträgen genügend Zeit für Austausch und Diskussionen geben. Das vorläufige Programm gibt es als pdf-Datei auf der Homepage der Natur- und Umweltakademie NRW.

Die Vogelschutztagung wird von der NUA, der Vogelschutzwarte im LANUV, dem NABU-Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz und der NWO durchgeführt. Die Veranstaltung findet am 17. September 2022 von 09:30 bis 18:00 Uhr in der NUA in Recklinghausen statt. Eine Anmeldung bei der NUA ist notwendig. Die Teilnahme kostet 40,00 € (ermäßigt 20,00 €).

 

 

07.06.2022

Heute ist Weltseglertag – Mauersegler und ihre Verwandten in NRW

Brutverbreitung des Mauerseglers in NRW 2016-2021 (ornitho-regioportal.de)

Das laute „sriieh – sriieh – sriieh“ der Mauersegler gehört zu heißen Sommertagen in den Straßenschluchten der Großstädte NRWs einfach dazu. Trupps der schnellen Vögel jagen durch die engen Häusermeere oder sind hoch am Himmel auf der Suche nach Luftplankton – kleinen Wirbellosen (Insekten oder winzige Spinnen, die sich an ihren Fäden durch die Luft transportieren lassen). Tatsächlich leben Mauersegler aber nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren und mittelgroßen Städten. Sie kommen aber auch in Dörfern oder selbst an Einzelgebäuden in der freien Landschaft vor (mehr Infos zur Art auch in unserem Brutvogelatlas. Andernorts brüten sie sehr selten auch in Baumhöhlen. Sie gehören zu den schnellsten Fliegern im Land und sind wie keine andere Art an das Leben in der Luft angepasst. Mauersegler können selbst in der Luft schlafen (die exakten Details sind keineswegs gänzlich verstanden ist), paaren sich in der Luft und kommen letztlich nur zum Brüten auf festen Grund. In NRW wird das Leben der Mauersegler übrigens intensiv von der Universität Siegen untersucht – bei Olpe im Sauerland brüten Mauersegler in einer Brücke und die Vögel sind für die Forschenden dort gut zugänglich. Vor Kurzem hat die Uni Siegen zudem ein Crowdfundingprojekt gestartet, über das jede*r die Erforschung des Verhaltens dieser Art unterstützen kann.

Mauersegler sind bei uns nur im Sommer zu beobachten. Die Vögel erreichen ihre Brutgebiete bei uns oft erst in der letzten Aprildekade, manchmal auch erst Anfang Mai. Nach Ende der Brutzeit, Ende Juli bis Anfang August, machen sie sich wieder auf in ihre Überwinterungsgebiete nach Afrika. Der Zug der europäischen Mauersegler ist erst in jüngster Zeit besser verstanden worden. Dazu haben kleine Sender beigetragen. Rucksäcke mit Geolokatoren zeichnen die Position der Vögel auf (genauer gesagt wird die Zeit und das Licht gemessen und daraus lässt sich die ungefähre Position bestimmen). In einer großen Kooperationsstudie (Åkesson et al. 2020, Evolution) fand man heraus, dass Mauersegler ein auffälliges Zugmuster zeigen – den sogenannten Kettenzug. Das bedeutet, dass die Brutvögel Südeuropas früher in den Winterquartieren ankommen und nördlicher überwintern als nördlicher brütende Vögel. Bei vielen anderen Zugvögeln ziehen dagegen nördlich brütende Populationen weiter als südlicher brütende Vögel („Leapfrog Migration“). Früher im Winterquartier ankommende Mauersegler können aber im Luftraum keine Reviere verteidigen. Die später ankommenden nördlichen Populationen werden daher auch nicht durch die Konkurrenz dazu gezwungen über ihre Artgenossen hinwegzuziehen.

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Lebens in der Luft (© Hans Glader)

Segler sind übrigens nicht mit den Schwalben verwandt. Die oberflächliche Ähnlichkeit beruht auf Konvergenz – der evolutiven Anpassung an eine ähnliche Lebensweise. Segler haben u.a. längere, sichelförmige Flügel als Schwalben. Die nächsten Verwandten der Segler sind ganz andere Flugkünstler: die heutzutage nur in Amerika verbreiteten Kolibris. Beide Gruppen haben sich jedoch schon vor vielen Millionen Jahren voneinander getrennt.

Die Bestände von Mauerseglern haben in NRW leider vielerorts abgenommen. Ein Grund dafür ist der Verlust von Brutplätzen. Durch den Abriss alter Gebäude und die Sanierung von Altbauten gehen trotz rechtlichen Schutzes oft Brutplätze an Gebäuden verloren. Dabei kann den Vögeln vergleichsweise leicht mit Nisthilfen unter die Fittiche gegriffen werden. Unsere AG Gebäudebrüter hat dazu zahlreiche Praxistipps zusammengestellt. Bestandsrückgänge könnten zusätzlich auch durch den Rückgang der Nahrung („Insektensterben“) oder Faktoren auf dem Zug oder den Klimawandel verursacht werden, aber über diese Einflüsse wissen wir noch zu wenig. Mauersegler sind nicht leicht zu erfassen. Am besten geht dies in den Abendstunden, wenn sie mit Futter für die Jungen ihre Brutkolonien aufsuchen. Meldungen sie besetzte Brutplätze bei ornitho.de.

Neben dem Mauersegler gibt es noch zwei weitere Seglerarten, die in NRW bisher nur als Ausnahmegäste nachgewiesen sind: Alpensegler und Fahlsegler. Von den großen Alpenseglern hat unsere AviKom bis 2017 acht Nachweise dokumentiert. Darunter ist ein sehr ungewöhnlicher Todfund. Diese Art breitet sich aber in Deutschland aus (die nächsten Brutplätze sind im Raum Karlsruhe) und vielleicht wird mit dem Alpensegler in einigen Jahren ja eine zweite Seglerart in NRW brüten. Eine dritte Art, der Fahlsegler, ist in Südeuropa weit verbreitet und erreicht vor allem im Spätherbst, wenn unsere Mauersegler längst wieder auf dem Zug nach Afrika sind, regelmäßig Nord- und Mitteleuropa. Bisher gibt es vier Nachweise aus NRW – alle stammen aus dem Sommer des Jahres 2000. Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass Fahl- und Mauersegler zumindest gebietsweise auch hybridisieren wie eine jüngst erschienene Publikation in der Fachzeitschrift Ibis zeigen konnte. Die Bestimmung des Fahlseglers könnte zukünftig also noch schwieriger werden.

 

 

27.05.2022

Neuer Online-Atlas des Vogelzugs

Blässgänse
Zugwege von Blässgänsen lassen sich im neuen Vogelzugatlas einfach recherchieren
(© Hans Glader)

Eine der größten Faszinationen, die von Vögeln ausgehen, ist ihr Zugverhalten. Allein zwischen Europa und Afrika pendeln jedes Jahr geschätzte zwei Milliarden(!) Vögel und verbringen dabei erstaunliche Leistungen. Die Erforschung des Vogelzuges ist jedoch eine große Herausforderung. Die ersten modernen Hinweise waren u.a. Pfeilstörche, die einen schlüssigen Beleg für den Zug nach Afrika gaben. Im 20. Jahrhundert kam die Beringung hinzu, die auch weiterhin ein wichtiges, technisch niederschwelliges Werkzeug in der Ornithologie ist. Seit Ende des 20. Jahrhunderts und regelrecht boomend in den letzten 20 Jahren kamen verschiedene Sendertechnologien hinzu – von Lichtlevel-Geologgern bis hin zu hochauflösenden GPS-Sendern, die in Echtzeit metergenaue Flugdaten der besenderten Individuen liefern. Die vielen Daten waren bisher oft weit verstreut und nicht zentral abrufbar. Interessierte mussten zahlreiche Quellen – oft kiloschwere Druckwerke durchforsten, um sich ein erstes Bild zu verschaffen. Dies dürfte zukünftig weitgehend der Vergangenheit angehören. Zusammen mit der UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten („CMS“ mit Sitz in Bonn) wurde von EURING (angesiedelt beim Britisch Trust for Ornithology) und dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie („Movebank“) der Eurasian-African Migrationatlas initiiert. Beteiligt waren zehn Institutionen bzw. insgesamt über 50 Organisationen. Finanziert wurde das Projekt von der italienischen Regierung.

Verarbeitet wurden Daten über rund 300 Vogelarten aus mehr als 100 Jahren Vogelzugforschung. Auf migrationatlas.org sind Beringungsdaten und Senderdaten für diese Arten online abrufbar. Ergänzende Module informieren außerdem über Zugkonnektivität, zeitliche Veränderungen der Zugmuster, Phänologie bejagter Arten und Informationen zur illegalen Verfolgung und Tötung von Vögeln.

Die Initatoren hoffen, dass das der Vogelzugatlas zum Schutz und zur Erforschung der Vögel in Afrika und Eurasien beitragen wird. Wir sind uns sicher, dass die Informationen auch in NRW auf viel Interesse stoßen werden und breite fachliche Anwendung finden. Fasziniertes Herumsurfen auf der Seite macht auf jeden Fall Spaß und bringt neue Erkenntnisse.

Quelle: CMS/UNEP Pressemitteilung, 26. Mai 2022

 

 

22.05.2022

NWO-Exkursion 2022 zu Grauammern und Wiesenweihen in der Hellwegbörde

Exkursion
Die NWO-Exkursionsgruppe
(© Kathrin Schidelko)
Feldflur
Artenreiche Feldflur um Geseke
(© Kathrin Schidelko)

Feldvögel gehören zu den bedrohtesten Vogelgruppen Europas. Ihre Bestände sind auch in NRW ins Bodenlose gefallen und einzelne Arten sind bereits lokal ausgestorben. Kein Wunder, dass Vögel der Agrarlandschaft schon seit längerer Zeit im besonderen Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen. Eine der bekannten Maßnahmen zum Naturschutz in der Feldflur ist der sogenannte Vetragsnaturschutz. Landwirt*innen erhalten Fördergelder dafür, dass sie bestimmte Maßnahmen auf ihren Flächen durchführen bzw. unterlassen (Brachen, Blühstreifen, doppelte Saatreihenabstände u.ä.). Um sich über dieses Thema vor Ort zu informieren und natürlich auch die klassischen Vogelarten des Offenlandes kennenzulernen, fand die diesjährige NWO-Exkursion in die Börde bei Geseke im Kreis Soest statt. Das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde ist eines der Hotspots der Feldvogelwelt in NRW. Wir bedanken uns bei unseren Exkursionsleitern von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz - Patrick Hundorf und Ralf Joest, der auch unsere AG Feldvögel leitet. Unser ganz besonderer Dank geht an einen lokalen Landwirt, der die Exkursion begleitete und wichtigen Input zur praktischen Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen gab. Auch Herausforderungen und Probleme, z.B. mit unerwünschten Wildkräutern, unzureichender Finanzierung u.a. wurden vor Ort besprochen und an praktischen Beispielen gezeigt.

Bei unserer Exkursion ging es aber keineswegs allein um weitreichende Fachthemen. Nach der langen Pandemiezeit mit sehr wenigen Vor-Ort-Veranstaltungen freuten sich 30 Ornis, sich wieder einmal persönlich zu begegnen und gemeinsam Vögel zu beobachten. Es dauerte gar nicht lange, bis ein erstes Wiesenweihenmännchen vorbeiflog. Die Region gehört zu den ganz wenigen Regionen in NRW, wo die Art überhaupt noch als Brutvogel auftritt, auch wenn der elegante Greifvogel auch dort hochgradig bedroht ist. Und dann hieß unsere Exkursion ja auch noch „Zu Besuch bei den westfälischen Grauammern“. Grauammern waren in der Hellwegbörde bis vor Kurzem nahezu ausgestorben. Durch Naturschutzmaßnahmen hat sich der Bestand, vielleicht auch zusätzlich bedingt durch klimatische Änderungen, aber wieder ganz leicht erholt und die Exkursionsgruppe konnte ein bis zwei Vögel beobachten. Aus den Vertragsnaturschutzflächen sang auch ein Sumpfrohrsänger und einzelne Schwarzkehlchen wurden beobachtet. Am Waldrand gab es Baumpieper und in den Dörfern sangen Girlitze - diese Art freute vor allem Besucher vom Niederrhein, wo die einst häufige Art mittlerweile weitestgehend verschwunden ist. Abgerundet wurde die Exkursion mit der Einkehr in eine lokale Imbissbude, wo mit großen Frittenportionen die Exkursion einen schönen und geselligen Ausklang fand.

 

 

14.05.2022

Weltzugvogeltag 2022: Lichtverschmutzung gefährdet Zugvögel

Sommergoldhähnchen
Traumatisiertes Sommergoldhähnchen am Posttower (© Kathrin Schidelko)
Posttower
Der hell erleuchtete Posttower
(© Kathrin Schidelko, 2008)

Lichtverschmutzung ist ein Umweltproblem, das in den letzten Jahren zunehmend mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Das Fehlen eines dunklen Himmels, der nur von Mond, Planeten und Sternen beleuchtet wird ist nicht nur ein Problem für die Astronomie oder aus kulturellen Aspekten zu bedauern, sondern ein ernstes Problem für die Artenvielfalt. Insekten werden vom Licht angelockt und sterben an Lampen, aber auch Vögel werden vom Licht angezogen – ein Phänomen das seit dem 19. Jahrhundert gut beschrieben ist – Zugvogelmassen, die sich um Leuchttürme sammeln oder mit diesen kollidieren sind lange bekannt. Ungleich größer sind die Folgen unserer stark erleuchteten Städte. Dabei geht es dort bei vielen Beleuchtungen gar nicht darum, die Sicherheit der menschlichen Bewohner zu erhöhen, sondern nicht selten stehen ästhetische Aspekte im Vordergrund – dazu gehören Himmelsstrahler oder Lampen, die überwiegend nach oben leuchten. Auch unter energetischen Gesichtspunkten verschärfen viele Lampen die Klimakrise. Besonders fatal erweisen sich aber oft nachts hell erleuchtete Gebäude. Die UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten richtet heute den #WorldMigratoryBirdDay aus und macht in diesem Rahmen besonders auf die Gefahren der Lichtverschmutzung für Zugvögel aufmerksam.

NRW mit seinen vielen Städten ist vermutlich besonders stark betroffen. Ein prominentes Beispiel ist der Posttower in Bonn, von dem seit langem bekannt ist, dass er eine Todesfalle für Zugvögel darstellt. Eine bereits 2009 veröffentlichte Studie im Charadrius hatte dies erstmals gezeigt. Leider haben die danach durchgeführten Maßnahmen nicht ausgereicht, um die Gefährdung für Zugvögel abzustellen. Soeben erschien eine Folgestudie im Journal für Ornithologie. Betroffen sind u.a. Arten wie Rotkehlchen und Goldhähnchen. Autorinnen und Autoren machen zahlreiche Vorschläge, um die Gefahr von Lichtverschmutzung für die Vogelwelt zu reduzieren.

 

 

10.05.2022

Rückblick Birdrace 2022

Kerneißer
Kernbeißer sind beim Birdrace nicht immer leicht festzustellen (© Hans Glader)

Am letzten Samstag (07. Mai) war es wieder so weit - das bundesweite Birdrace ging in die nächste Runde. Das Birdrace ist traditionell der bundesweite Tag der Vogelartenvielfalt. Wie schon im letzten Jahr waren die Mitmachmöglichkeiten vielfältig: Teams aus fünf Personen konnten gemeinsam oder getrennt in der selben Stadt oder in verschiedenen Kreisen unterwegs sein. Zahlreiche Teams wählten die fahrradfreundliche Alternative, aber auch das für manche barriereärmere Auto war als Transportmittel erlaubt. Mit dem Birdrace werden Spenden für das Beobachtungsportal ornitho.de gesammelt. Ornitho.de ist nicht nur Austauschplattform sondern auch das zentrale Werkzeug für das Vogelmonitoring in Deutschland und damit eine wesentliche Grundlage des Natur- und Vogelschutzes im Land. Mittlerweile liegen die (vorläufigen) Ergebnisse vor.

NRW ist das Ursprungsland des Birdrace und kam 2022 als erstes unter den Bundesländern ohne Küstenzugang auf Platz fünf im Ranking der meisten festgestellten Arten. An diesem Tag stand aber die Freude an der Vogelbeobachtung im Vordergrund. Deshalb sind wir besonders begeistert, dass insgesamt 162 Teams und 400 Birdracer*innen in NRW unterwegs waren - das ist Platz 1 im Bundeslandranking. Bundesweit waren es übrigens 845 Teams und 2542 Teilnehmende. Wir hoffen, das Birdrace hat allen Teilnehmenden Spaß gemacht und Sie/Ihr habt tolle Beobachtungen genießen können!

Alle Ergebnisse lassen sich auf der Birdrace-Seite im Detail anschauen. Hier finden sich auch die kreis- bzw. stadtweiten Resultate.

 

 

04.05.2022

Spechtmonitoring: Neues Modul erfolgreich angelaufen

Schwarzspecht
Das Spechtmodul soll Trendberechnungen für Arten wie den Schwarzspecht ermöglichen
(© Hans Glader)

Seit einiger Zeit wird das Monitoring seltener Brutvögel in Deutschland vielfach neu aufgestellt. Dazu hat der DDA spezielle Monitoring-Module erstellt. Eines davon ist das sogenannte Spechtmodul. In NRW haben Carsten Cordes und Klaus Nottmeyer die Organisatuon dieses Programms für die NWO übernommen. Bei zwei Begehungen auf einer Route mit festgelegten Stopps werden verschiedene Spechtarten in Wäldern und anderen für die Vogelgruppe grundsätzlich geeigneten Lebensräumen erfasst. Aktuell dürften die meisten Daten für die Saison 2022 eingegangen sein. Sofern die Naturalist-App genutzt wird, werden die Daten sogar in Echtzeit übermittelt. Spechte sind als Indikatoren für den Zustand unserer Wälder und Forste eine besonders wichtige Vogelgruppe, über dessen Bestandsveränderungen wir Bescheid wissen möchten. Außerdem können auch weitere Arten im Rahmen einer erweiterten Artenliste wie Grünspecht und Hohltaube erfasst werden.

Die Erfassungszeit für die Spechte im Rahmen des Moduls endete am 20. April. Auch wenn die Vögel natürlich noch mit der Brut beschäftigt sind, ist die optimale Erfassung revieranzeigender Vögel eben deutlich früher im Jahr. Jetzt Anfang Mai hört man Spechte beispielsweise kaum noch trommeln. Nach aktuellem Stand sind in NRW stolze 49 Routen vergeben, bundesweit sind es sogar 629 gegenüber 323 im Jahr 2021. Das Programm startet also richtig durch. Dennoch sind längst nicht alle Regionen in NRW gut abgedeckt und wir freuen uns überall noch über engagierte Teilnehmende. Größere Lücken gibt es teilweise noch im Rheinland, aber auch in vielen bewaldeten Mittelgebirgen, wo eine gute Abdeckung besonders wichtig ist. Die Methode ist wenig aufwändig und das Artenspektrum vergleichsweise überschaubar. Mit zwei Waldspaziergängen zur richtigen Zeit können also interessierte Ornis ganz einfach zum Spechtmonitoring in Deutschland beitragen. Wir bedanken uns bei allen, die sich bereits beteiligen und hoffen, diejenigen, die bisher noch nicht dabei sind, haben Zeitlust, sich ab 2023 am Spechtmodul zu beteiligen.

 

 

26.04.2022

Crowdfundingprojekt: GPS4APUS zur Erforschung des Zugs der Mauersegler

Mauersegler
Mauersegler kehren Ende April aus dem Winterquartier zurück (© Klaus Roggel)
Mauerseglernest
Am Biggesee brüten die Vögel im Inneren eines Brückenbauwerks (© Natalie Kelsey)

Jetzt Ende April kehren die Mauersegler in ihre mitteleuropäischen Brutgebiete zurück. Auch in NRW brütet die Art in allen größeren Siedlungen, vor allem in mittelgroßen Städten. Ein besonderer Brutplatz existiert in Olpe, wo die Vögel in der Brücke der Bundesstraße über den Biggesee brüten. Seit rund 15 Jahren werden diese Vögel intensiv von der AG Ökologie und Verhaltensbiologie der Universität Siegen untersucht. Bei vielfach abnehmenden Beständen ist grundlegendes Wissen über die Lebenslaufstrategien dieser Art umso wichtiger. Einer der Forschungsschwerpunkte der AG um Prof. Dr. Witte ist das Zugverhalten dieser Tiere. Ergebnisse früherere Studien hat die Arbeitsgruppe in der Vergangenheit schon auf einer unserer NWO-Tagungen vorgestellt und eifrige Besucher der Tagungen der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft kennen das Projekt ebenfalls von zahlreichen Beiträgen. In diesem und den nächsten Jahren sollen nun zahlreiche Vögel auch mit GPS-Loggern ausgestattet werden. Diese sind sehr viel genauer als in der Vergangenheit eingesetzte Lichtlogger und die Arbeitsgruppe erhofft sich dadurch viel genauere Einblicke in das Verhalten der Vögel und das Geheimnis ihres bisher nur schwer zu erfoschenden Zuges in die Winterquartiere und zurück.

Solche hochmoderne Technik ist nicht ganz preiswert, weshalb die Uni Siegen nun ein Crowdfunding-Projekt gestartet hat. Die Uni Siegen hat uns gebeten, doch ein bisschen Werbung dafür an dieser Stelle zu machen. Dem kommen wir gerne nach und hoffen, diese ornithologische Forschung „made in NRW" findet Ihr Interesse. Informationen inklusive eines Films und die Möglichkeit, das Projekt GPS4Apus zu unterstützen, gibt es auf der Startnext-Homepage.

 

 

20.04.2022

Veröffentlichungen der AG Greifvögel online

Mäusebussard
Mäusebussarde sind die häufigsten Greifvögel in NRW (© Hans Glader)

Unsere AG Greifvögel blickt auf eine erstaunlich lange und engagierte Geschichte zurück. Schon vor der Vereinigung rheinischer und westfälischer Ornitholog*innen in einem gemeinsamen Verein gab es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Schutz und zur Erforschung der Greifvögel in NRW. Im Laufe von rund 50 Jahren - in diesem Jahr wird die AG Greifvögel ihr Jubiläum feiern - haben die Mitglieder zahlreiche Veröffentlichungen herausgegeben. Darunter sind Beiträge über einzelne Arten vom Wespenbussard bis zum Baumfalken, organisatorische Arbeiten, aber auch die sinnlose, direkte Verfolgung dieser faszinierenden Vögel war Gegenstand von Veröffentlichungen. Diese sind nun alle als Download auf der Seite der AG Greifvögel verfügbar.

Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern.

Übrigens, die AG Greifvögel freut sich jederzeit über neue Mitstreiter*innen, um das Monitoring der Greifvögelin Nordrhein-Westfalen weiter voranzubringen.