Aktuelle Meldungen

14.11.2024

Publikationen von Mitgliedern: Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft

Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft

Soeben ist eine neue Veröffentlichung erschienen, dessen Herausgeber unser Mitglied Jochen Müller ist. Das „Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft“ erschien im Ulmer-Verlag und richtet sich an Aktive im Naturschutz und Tätige in der Forstwirtschaft.

Der Verlag bewirbt das Buch folgendermaßen: „Sie sind in der Waldwirtschaft tätig und beschäftigen sich mit dem Thema Artenschutz? Fledermäuse, Spechte, Eulen und Käfer – im Wald lebt eine bunte Vielfalt von Tierarten. Dieses Buch stellt Ihnen für den Waldnaturschutz wichtige Arten mit ihren Ansprüchen an den Lebensraum vor. Konkrete Beispiele und Projekte zeigen, wie man sie im Rahmen der Waldbewirtschaftung schützen und fördern kann. Auch wird gezeigt, wie sich zentrale Aspekte des Artenschutzes in eine Waldwirtschaft unter ökologischen Vorzeichen integrieren lassen. Die Autoren vermitteln Förstern und Waldarbeitern Artenkenntnis und Begeisterung für den praktischen Waldnaturschutz.“

Das Buch ist zum Preis von 44,00 € (in Deutschland) überall erhältlich, wo es Bücher gibt; das eBook kostet 31,99 €. Weitere Informationen zu Publikationen unserer Mitglieder finden Sie hier.

 

 

13.11.2024

Bericht der AviKom: Seltene Vogelarten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021

AviKom 2024
AviKom (2024), Charadius

Die Avifaunistische Kommission der NWO dokumentiert in ihrem aktuellen reich bebilderten Bericht die Feststellungen seltener Vogelarten aus NRW im Jahr 2021.

Die AviKom fasst die Ergebnisse folgendermaßen zusammen: Im Jahr 2021 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 289 Vogelarten festgestellt. Nach Anerkennung durch die DAK und AviKom NRW wurden mit Balkan-Bartgrasmücke Sylvia cantillans cantillans (13.5., Leverkusen) sowie Großem Schlammläufer Limnodromus scolopaceus (16.-18.12., Rieselfelder Münster) zwei Arten erstmals nachgewiesen. In vorherigen Jahren konnten eine Weißbartgrasmücke (2015) sowie drei Schlammläufer (1984, 1985 und 1988) nicht genauer auf Artniveau bestimmt werden. Zum zweiten Mal wurde ein „Atlantischer Kormoran” Phalacrocorax carbo carbo (16.10. im Kreis Rhein-Sieg-Kreis), ein Buschrohrsänger Acrocephalus dumetorum (16.-20.6. im Hochsauerlandkreis) und ein Isabellwürger Lanius isabellinus (23.10. im Kreis Soest) nachgewiesen. Weiterhin bemerkenswert waren gleich drei Habichtsadler Aquila fasciata (dritter bis fünfter Nachweis), die dritte Sperbereule Surnia ulula seit 1950 (24.10., Bielefeld) sowie die dritte “Aschkopf-Schafstelze” Motacilla flava cinereocapilla (3.5., Kreis Viersen).

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden. Der Bericht der AviKom kann hier als pdf heruntergeladen werden.

 

 

 

 

 

06.11.2024

Daten zu ausgewählten Brutvögeln in einem Vogelschutzgebiet im Hochsauerlandkreis

Legge 2024
Legge (2024), Charadius

Harald Legge berichtet im aktuellen Charadrius über Brutbestände ausgewählter Vogelarten der eruopäischen Vogelschutzrichtlinie im Vogelschutzgebiet „Diemel- und Hoppecketal mit angrenzenden Wäldern“ und Umgebung im Hochsauerlandkreis und zeigt Defizite bei der Ausweisung auf.

Der Autor fasst die Veröffentlichung folgendermaßen zusammen: Das Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) ist verpflichtet, die europäischen Naturschutz-Richtlinien umzusetzen und dazu unter anderem ein Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten einzurichten. In der Vogelschutz-Richtlinie und darauf aufbauenden Vorgaben des Landes wird für namentlich genannte Arten in Anh. 1 und Art. 4 Abs. 2 der EU-Vogelschutzrichtlinie (V-RL) konkretisiert, dass für deren bedeutendste Populationen Vogelschutzgebiete (VSG) einzurichten sind. Langjährige Untersuchungen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.V. und schwerpunktmäßig seit 2017 im östlichen Hochsauerlandkreis, namentlich in den Stadtgebieten Brilon und Marsberg, belegen für 14 der in der V-RL aufgeführten Arten, dass deren Populationen des genannten Raumes durch ein VSG zu schützen sind. Das Land NRW ist dem mit der Einrichtung des VSG „Diemel- und Hoppecketal mit angrenzenden Wäldern“ nicht in ausreichendem Maße nachgekommen, da bei dessen Abgrenzung gravierende Fehler gemacht wurden. Wesentlich für diese Arten bedeutsame Gebiete wurden nicht in das Vogelschutzgebiet einbezogen. Außerdem wurde versäumt, eine Reihe von Arten mit landesweit bedeutenden Populationen als Schutzgut zu berücksichtigen. Dies veranschaulichen die hier vorgestellten Ergebnisse der Revierkartierungen zur Bestand und Verbreitung dieser 14 Arten.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden. Eine pdf-Datei dieses Artikels ist außerdem hier verfügbar.

 

 

30.10.2024

Neuer Charadrius erschienen

Charadrius
Charadrius 60-2. Titelbild: Neuntöter
(© Dietmar Nill – www.dietmar-nill.de)

Das aktuelle zweite Charadrius-Heft des 2024er Jahrgangs (Band 60) ist soeben erschienen. Es enthält zwei längere und zwei kürzere Artikel. Außerdem sind die aktuellen NWO-Mitteilungen (Nr. 59) enthalten. Das Heft sollte in den nächsten Tagen bei unseren Mitgliedern ankommen.

Inhaltlich beginnt der Charadrius mit einem ausführlichen Artikel über die Brutvögel des Diemel- und Hoppecketals im Hochsauerland. Dort brüten landesweit bedeutsame Bestände von Schwarzstorch, Wespenbussard, Grauspecht und Schwarzspecht. Hinzu kommen 20-30 Raubwürgerpaare sowie mindestens 500 Neuntöterpaare, was auch im bundesweiten Kontext von Bedeutung sein dürfte. Harald Legge beschreibt „Defizite bei der Ausweisung“ des entsprechenden Vogelschutzgebietes. Der zweite Artikel ist der Bericht der Avifaunistischen Kommission der NWO (AviKom) über seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021. Unter den Highlights waren die Erstnachweise für NRW von Balkan-Bartgrasmücke und Großem Schlammläufer. In einem weiteren Artikel berichtet Michael Kuhn über einen ungewöhnlichen Brutplatz der Sturmmöwe, die in Bäumen auf einem Parkplatz im Kreis Euskirchen zur Brut geschritten ist. Christian Härting und Birgit Beckers dokumentieren die Beobachtung eines Steppenkiebitzes in den Ahsewiesen.

Am Ende des Heftes finden sich Literaturbesprechungen mehrerer vogelkundlicher Bücher. Der aktuelle Charadrius enthält außerdem die NWO-Mitteilungen 59 mit vielen Rubriken, aktuellen Nachrichten und ausführlichen Berichten aus dem Verein, Arbeitsgruppen, Monitoring und Neuigkeiten aus der Vogelschutzwarte. Auch die Einladung zur Mitgliederversammlung 2025 ist enthalten. Die aktuellen NWO-Mitteilungen genauso wie ältere Ausgaben sind wie gewohnt auch hier frei als pdf-Datei verfügbar.

Der Charadrius enthält außerdem zwei unserer neuen NWO-Flyer, einen für Sie und einen, von dem wir hoffen, Sie nutzen ihn, um weitere Mitglieder für die NWO zu gewinnen. Vogelkunde und Vogelschutz in NRW brauchen Unterstützung! Eine mobile Version finden Sie hier.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

25.10.2024

Beobachtungstipp: Drosseln im Spätherbst

Im Herbst richtet sich der Blick der Öffentlichkeit, wenn es um den Vogelzug geht, vor allem auf Großvögel wie Kraniche und Gänse. Wir gucken aber noch etwas genauer hin und belassen es nicht dabei. Schließlich lassen sich im Herbst auch viele andere Zugvögel beobachten – darunter gleich mehrere Drosselarten, die nicht selten selbst im Siedlungsbereich gut zu beobachten sind.

 

Rotdrossel
Rotdrossel (© Hans Glader)

Der Drosseldurchzug findet vielfach nachts oder in den frühen Morgenstunden statt. An guten Zugtagen ziehen aber viele Arten auch tagsüber und auch in NRW lassen sich von geeigneten Stellen aus oft Hunderte Drosseln an einem guten Morgen beobachten. Das betrifft insbesondere Wacholderdrosseln und Rotdrosseln, aber auch Singdrosseln können größere Trupps bilden, während Amseln tagsüber eher in geringer Truppstärke festgestellt werden. Auch rastend können im Spätherbst und teilweise auch im Winter Drosseltrupps beobachtet werden. Drosseln bewegen sich am Boden hüpfend statt laufend vorwärts und lassen sich so gut von Staren unterscheiden. Die meisten Drosselarten bei uns sind Teilzieher, Rotdrosseln und Ringdrosseln sind bei uns in NRW von wenigen Ausnahmen abgesehen vor allem auf dem Durchzug zu sehen, mancherorts überwintern aber auch Rotdrosseln. Drosseln lassen sich in einer Vielzahl von Lebensräumen beobachten, Futter finden sie auf Obstwiesen, auf denen auch in der kalten Jahreszeit noch Äpfel zu finden sind, aber auch in Wäldern oder strukturreichen Offenländern. Vor allem Amseln suchen auch Futterstellen auf. Nächtliche Zugrufe lassen sich allerdings auch ganz regelmäßig über den hell erleuchteten Innenstädten hören, so dass es kaum einen Ort gibt, an dem aufmerksamen Beobachter:innen keine Drosselbeobachtungen gelingen können.

 

Unter den echten Drosseln der Gattung Turdus kommen sechs Arten regelmäßig bei uns vor – die Artenvielfalt ist also überschaubar, so dass nichts dagegen spricht, auch als Anfänger:in die einzelnen Arten kennenzulernen.

Amsel
Amsel-Männchen im 1. Winterkleid
(© Angelika Meister)

Am bekanntesten sind ohne Frage Amseln, die wir wohl kaum vorstellen müssen. Der alte Name Schwarzdrossel beschreibt jedenfalls die Verwandtschaftszugehörigkeit korrekt. Auch Amseln sind Teilzieher und im Herbst bekommen wir in Mitteleuropa Zuzug aus dem Norden und Osten, während manches Individuum, das wir aus der Brutzeit aus dem nächsten Wald kennen, auf dem Weg in den Südwesten sein könnte. Unterscheiden lassen sich die nördlichen Amseln kaum von den heimischen Vögeln, auch wenn nördliche Vögel im Mittel oft etwas längere Flügel haben – eine Anpassung an das ausgeprägtere Zugverhalten. Im Feld fällt das nicht auf. Die hohen nächtlichen srieh-Rufe sind oft das einzige, das wir vom Amselzug mitbekommen, doch auch tagsüber können ziehende Vögel beobachtet werden. Vor allem in der ersten Oktoberhälfte und in der Monatsmitte lohnt es sich, bei schwarzen Drosseln genauer hinzugucken. Jetzt rasten manchmal auch Ringdrosseln an Feldgehölzen oder Waldrändern. Ihre lauten tock-tock-Rufe wirken oft härter und tiefer als bei Amseln. Ringdrosseln sind außerdem etwas größer, die Flügel sind aufgehellt und der helle Brustring sollte letzte Unsicherheiten bei der Bestimmung beseitigen, aber Vorsicht, es gibt auch Amseln mit Farbaberrationen. Ringdrosseln sind bei uns die mit Abstand seltenste regelmäßig vorkommende Drosselart.

Singdrosseln sind sehr häufige, oft übersehene Brutvögel in Mitteleuropa. Charakteristisch auf dem Zug sind die hohen zipp-Rufe, während das gefleckte Gefieder der Unterseite Ähnlichkeiten mit Rot- und Misteldrossel aufweist. Die Rufe hört man auch in der Dunkelheit. Mitteleuropäische Brutvögel überwintern als Kurzstreckenzieher vor allem im Mittelmeerraum. In den wintermilden Regionen von NRW sind aber selbst Januarbeobachtungen nicht ungewöhnlich und im Februar können bereits die ersten Sänger gehört werden.

 

Misteldrossel
Misteldrossel neben Mistel (© Darius Stiels)

Misteldrosseln sind die größte heimische Drosselart. Die Fleckung der Unterseite erinnert an Singdrosseln, in der Luft sind sie aufgrund ihrer Größe nicht leicht von Wacholderdrosseln zu unterscheiden. Schnarrende Rufe sind jedoch charakteristisch. Auf dem Zug fallen Misteldrosseln vor allem in kleineren Trupps oder als Einzelvögel auf. Sie sind aber auch manchmal mit Wacholder-, Mistel- und Singdrosseln vergesellschaftet. Der Name ist kein Zufall – Mistelbeeren werden häufig gefressen und wer im Winter nach Seidenschwänzen sucht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst Misteldrosseln finden.

Rotdrosseln sind nordische Brutvögel und bei uns klassische Durchzügler im Herbst und Frühjahr, die aber auch teilweise überwintern. Bei der Rast fallen sie nicht selten unter Wacholderdrosseltrupps auf. Sie sind ähnlich gefärbt wie Singdrosseln, unterseits ebenfalls kräftig gefleckt, die Achselfedern sind aber viel rötlicher und vor allem die Kopfzeichnung ist kennzeichnend. Im Flug sind sie durch spitzere Flügel starenähnlicher als Singdrosseln. Wichtigstes Merkmal ist aber der sehr hohe, scharfe (und in guten Sonagrammen erkennbar modulierte) zieeh-Ruf.

 

Wacholderdrossel
Wacholderdrossel (© Darius Stiels)

Wacholderdrosseln haben im 20. Jahrhundert ihre Brutverbreitung in NRW ausgebreitet, mittlerweile ist die Art aber insbesondere im Nordwesten unseres Landes als Brutvogel nahezu wieder verschwunden. Auf dem Zug und als Wintergast können Wacholderdrosseln allerdings in allen halboffenen Lebensräumen des Landes beobachtet werden. Nicht selten bilden sie große Trupps. Sie sind bei näherer Betrachtung erstaunlich bunt gefärbt und auch ein ganzes Stück größer als Sing- und Rotdrosseln und sogar größer als Amseln. In früheren Zeiten wurden Wacholderdrosseln, die tatsächlich auch manchmal Wacholderbeeren fressen, oft bejagt. Auch heute ist illegale Vogeljagd, vor allem im Mittelmeerraum, ein Gefährdungsfaktor für Drosseln.

Einige wenige weitere Drosselarten aus Sibirien bzw. Nordamerika (Wanderdrossel) sind ebenfalls als sehr seltene Ausnahmeerscheinungen in NRW nachgewiesen worden. Wer selbst Drosseln beobachtet, kann seine Beobachtungen wie gewohnt auf www.ornitho.de melden. Der europaweite Durchzug, z.B. der Rotdrossel, lässt sich aussagekräftig auf dem Eurobirdportal nachvollziehen.
Wir wünschen schöne Drossel-Beobachtungen!

 

 

22.10.2023

Tagungsankündigung: Treffen der AG Greifvögel

Schwarzmilan
Schwarzmilan (© Hans Glader)

Die diesjährige Tagung unserer AG Greifvögel findet am 03. November 2024 an traditionellem Ort im Naturfreundehaus Ebberg, Schwerte statt. Es wird wieder ein spannendes Programm mit tollen Vorträgen geben und selbstverständlich bleibt auch Zeit für persönliche Fachgespräche.

Auf der Themenliste steht selbstverständlich wieder der Austausch über die Ergebnisse der jüngsten Brutsaison. Ubbo Mammen (Halle/Saale) wird über Bestandstrends von Greifvögeln in Deutschland und Europa seit 1988 berichten. In einem weiteren Vortrag stellt er aus GPS-Telemetrie gewonnene Erkenntnisse über die Biologie von Schwarzmilanen vor. Malte Busch vom DDA präsentiert das neue Greifvogel-Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Michael Jöbges und Ingbert Schwinum berichten über die Verbreitung und Bestandsentwicklung des Seeadlers in Nordrhein-Westfalen. Einblick in den Alltag und die Besonderheiten in einer Auffangstation für Greifvögel und Eulen wird Tina Spirawski geben.

Es wird also für alle Greifvogelfans etwas dabei sein. Die Teilnahme ist kostenlos, alle Interessierten sind herzlich eingeladen, wir bitten allerdings um eine formlose Anmeldung bei Jens Brune von der AG Greifvögel der NWO.

Das genaue Programm, weitere Informationen und die Anfahrtsbeschreibung finden sich hier. Wir bedanken uns schon jetzt bei allen Vortragenden und Aktiven!

 

 

18.10.2024

Rückblick auf MsB-Saison: Binnengewässer

Dank digitaler Datenübertragung liegen bereits erste Ergebnisse aus dem Monitoring seltener Brutvögel 2024 vor. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten gibt für einige Module ein erstes Feedback.

Zwergtaucher
Zwergtaucher (© Hans Glader)

Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität und Binnengewässer haben überragende Bedeutung für die Artenvielfalt, sind aber auch als Wasserreservoir für Menschen besonders wichtig. Der Überwachung von Bestandsveränderungen von Wasservögeln kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu. Für Brutvögel greift hier das MsB-Binnengewässer-Modul, von dem nun erste Ergebnisse der Saison 2024 vorliegen.

Gewässer sind nicht zufällig in der Landschaft verteilt und die Bestände vieler Arten lassen sich daher kaum mit weniger spezifischen Programmen wie dem Monitoring häufiger Brutvögel überwachen. In NRW und andernorts in Mitteleuropa wurden Gewässer seit Jahrzehnten, teilweise seit Jahrhunderten überformt und zerstört: Flüsse wurden begradigt, Moore und Kleingewässer trockengelegt und die Klimakrise verändert zusätzlich den Wasserhalt. Feuchtgebietsarten machen daher wenig überraschend einen nicht unwesentlichen Teil der vom Aussterben bedrohten oder sogar ausgestorbenen Brutvögel der Roten Liste von NRW aus. Gleichzeitig entstanden aber in den letzten Jahrzehnten auch neue Gewässer. Diese wurden von verschiedenen Vogelarten erfolgreich besiedelt und machen das Gesamtbild deutlich komplexer.

Daten für das MsB Binnengewässer können im Feld einfach mit der NaturaList-App übermittelt werden und stehen damit direkt für erste Auswertungen zur Verfügung. Außerdem fällt die lästige Nachbearbeitung am Schreibtisch weg, so dass mehr Zeit im Freiland bleibt. Der DDA hat nun ein erstes Feedback für das Jahr 2024 zum Binnengewässer-Modul veröffentlicht.

Der vorläufige Bericht 2024 kann hier als pdf heruntergeladen werden. In NRW gibt es noch relativ wenige bearbeitete Flächen. Gerade außerhalb von Schutzgebieten ist unser Wissen über brütende Wasservögel daher noch sehr begrenzt. Der Aufwand ist mit oft nur drei Begehungen an Teichen, Weihern und Seen überschaubar. An Bächen mit den Zielarten Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze sind es sogar nur zwei Begehungen. Die Daten werden übrigens auch in den geplanten neuen Brutvogelatlas eingehen. Wer ein Gewässer kennt, das sie/er/* zählen möchte, findet hier weitere Informationen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Aktiven, die sich bereits am Monitoring seltener Brutvögel beteiligen.

 

 

17.10.2024

Vogel des Jahres 2025: Hausrotschwänze in NRW

Hausrotschwanz
Vogel des Jahres 2025: Hausrotschwanz
(© Darius Stiels)

Bei der von NABU und LBV veranstalteten Wahl zum Vogel des Jahres 2025 wurde der Haurotschwanz mit mehr als 30 % der 143.00 abgegebenen Stimmen knapper Sieger vor der Waldohreule. Schwarzstorch, Schwarzspecht und Kranich kamen auf die weiteren Plätze, wie der NABU vor Kurzem auf seiner Homepage bekannt gab. Für uns Grund genug, sich genauer anzuschauen, wie es denn mit Hausrotschwänzen in NRW aussieht.

Hausrotschwänze stehen wie kein anderer Kandidat für unsere Siedlungen als Lebensraum für Wildtiere. Sie sind ursprüngliche Felsbewohner und wer beispielsweise Urlaub in den Alpen oder anderen Gebirgen Europas macht, wird kaum an Hausrotschwänzen vorbeikommen. In NRW sind natürliche Felslebensräume selten, aber auch bei uns brütet die Art beispielsweise in ehemaligen oder aktiven Steinbrüchen. Die am dichtesten besiedelten Gebiete sind bei uns aber vor allem Städte und Dörfer. Mehr als sechs Brutpaare können auf einem Quadratkilometer brüten. Hausrotschwänze gehören zu den wenigen Vögeln, die selbst komplett verbaute Innenstädte besiedeln. Im ländlichen Raum brüten sie in Dörfern oder an Einzelgehöften, oft auch nur ein Paar pro Hof. Hohe Dichten werden in NRW etwa entlang der Rheinschiene und im Ruhrgebiet erreicht, wobei die Höhenlagen zwischen 100 und 400 m über dem Meeresspiegel etwas dichter besiedelt zu sein scheinen als das Tiefland. Im Brutvogelatlas NRW, dessen Daten allerdings schon etwa 15 Jahre alt sind, wird von einem Bestand von etwa 93.000 bis 125.000 Brutpaaren ausgegangen.

Besiedelt wurde NRW allerdings vermutlich erst im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Vorhandensein von hohen Kirchen und anderen steinernen Gebäuden dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. NRW wurde also erst vergleichsweise spät besiedelt und in Nordrhein nahm die Art im 20. Jahrhundert noch weiter zu. Die höchsten Dichten dürfte es nach Ende des Zweiten Weltkrieges gegeben haben, als die Trümmerlandschaften der verwüsteten Städte einen idealen Lebensraum boten. Nach dem Wiederaufbau kam es zu Bestandsrückgängen. Seitdem schwankten die Bestände, blieben aber in etwa konstant. Deutschlandweit kam es jedoch seit den 1990er Jahren zu Bestandsabnahmen. Die Art gilt aber nach den aktuellen Roten Listen noch als ungefährdet. Eine der wichtigsten Gefährdungsursachen dürfte der Verlust geeigneter Brutplätze sein. Mit der zunehmenden Sanierung von Altbauten, beispielsweise im Rahmen der ansonsten ja zu begrüßenden energetischen Gebäudesanierung, verlieren die Vögel Nischen und Halbhöhlen, in denen sie ihre Nester anlegen können. Unsere AG Gebäudebrüter kümmert sich um viele weitere Arten, die von der Zerstörung ihrer Brutlebensräume im Siedlungsbereich betroffen sind. Auch der Verlust von Insekten als Nahrungsgrundlage und die Bejagung in Südeuropa könnten Auswirkungen haben.

Unsere Brutvögel sind Kurzstreckenzieher. Sie ziehen im Herbst nach Südwesten und überwintern im Mittelmeerraum wie z.B. in Nordwestafrika und auf der Iberischen Halbinsel. Auf dem Wegzug lassen sich Hausrotschwänze oft auch in anderen Lebensräumen beobachten, so rasten sie nicht selten in der Feldflur. Die Rückkehr erfolgt vergleichsweise früh, bereits um Mitte März lassen sich Hausrotschwänze wieder an vielen Stellen in NRW beobachten. Hausrotschwänze überwintern auch teilweise bei uns und sind selbst im Januar in den wintermilden Gebieten an Rhein und Ruhr zu beobachten.

Wer Hausrotschwänze beobachten möchte, dürfte vielerorts fündig werden. Belohnt werden vor allem Frühaufsteher. Hausrotschwänze beginnen bereits lange vor Sonnenaufgang mit dem Gesang und sind im Frühjahr einer der allerersten Sänger. Der knarzende Gesang ist ziemlich einzigartig im städtischen Umfeld und leicht zu erlernen. Die prächtig gefärbten Männchen sind leicht zu erkennen. Weibchen sind dagegen unauffällig braun-grau, aber auch bei diesen fällt der namensgebende rötliche Schwanz auf. Im Gegensatz zu weiblichen Gartenrotschwänzen sind Brust und Bauch bei Hausrotschwänzen deutlich dunkler. Eine Besonderheit im Vergleich zur näheren und weiteren Verwandtschaft (Hausrotschwänze gehören zur Familie der Muscicapidae, den Fliegenschnäpperartigen) ist, dass Männchen im zweiten Kalenderjahr oft sehr ähnlich wie Weibchen aussehen. Sie tragen dann ein „Hemmungskleid“, wobei auch Vögel vorkommen, die deutlich mehr Ähnlichkeit mit adulten Männchen haben. Dann wird oft von „Fortschrittskleid“ gesprochen, wobei die Abgrenzungen nicht immer einfach möglich sind.