Aktuelle Meldungen

22.03.2025

Vogelarten der Binnengewässer erfassen

Haubentaucher
Haubentaucher (© Hans Glader)

Der 22. März ist Weltwassertag. Ein guter Zeitpunkt, um auf unser Monitoring der Binnengewässer und Röhrichtbrütetr aufmerksam zu machen. Die Kartiersaison startet in Kürze. Wer Lust hat, mitzumachen, ist herzlich eingeladen, brütende Wasservögel zu kartieren. Es handelt sich um ein Trendmonitoring, aber die Daten stehen natürlich auch für ADEBAR 2 zur Verfügung.

Brutvögel der Binnengewässer sind aufgrund der punktuellen oder linearen Verteilung geeigneter Lebensraumelemente bei uns nicht flächendeckend verbreitet. Trends der Brutbestände sind daher vielfach nicht gut über Monitoringprogramme häufiger Brutvögel mit ihren zufälligen Untersuchungsgebieten zu bestimmen. Die Erfassung der Brutvögel der Binnengewässer soll deshalb über die möglichst vollständige (flächendeckende) Erfassung gezielt ausgewählter Zählgebiete erfolgen. Mögliche Flächen sind Binnengewässer aller Art oder deren Teilbereiche. Dazu zählen z.B. Teiche, Seen inklusive Abgrabungsgewässer, Kläranlagen, Rieselfelder oder Fließgewässer wie Bäche, größere Gräben, Flüsse bzw. deren Teilbereiche inklusive der Auengewässer. In NRW haben wir zudem zahlreiche Parkgewässer. Vielfach bieten sich Untersuchungsgebiete an, die auch bereits im Rahmen der Wasservogelzählung erfasst werden.

Mit dem Binnengewässermodul werden maximal 39 Vogelarten erfasst. Zielarten sind insbesondere typische Wasservogelarten wie Lappentaucher, Schwäne, Gänse, Enten, Rallen sowie typische Fließgewässerarten. Darüber hinaus umfasst das Artenset einige weitere Arten, die regelmäßig bei Erfassungen in Feuchtgebieten angetroffen werden. Optional existiert eine erweiterte Artenliste mit Röhrichtbrütern, die zusätzlich erfasst werden können, sofern der Lebensraum geeignet ist. Aufgrund der hohen Zahl an bearbeiteten Arten kommt diesem Monitoring-Modul eine hohe Bedeutung zur Erfassung bundesweiter Bestandstrends zu. Es gibt auch ein eigenes Modul für reine Schilfbestände  – beim Modul für Röhrichtbrüter erfolgt die Erfassung der Vögel entlang eines Transektes und nicht flächig. In NRW existiert aber wahrscheinlich nur eine begrenzte Zahl an geeigneten Röhrichtflächen.

Die Module sind in anspruchsvollen Gebieten vermutlich kein reines Einsteigerprogramm. Andererseits reicht es aus, die zu untersuchenden Arten sicher an Aussehen und Stimme zu erkennen. Bei großen Gewässern ist sicher ein Spektiv hilfreich, an Parkgewässern u.ä. reicht meist ein Fernglas. Der Kartierungszeitraum reicht von April bis Juni und umfasst drei Begehungen. Zusätzliche Nachtbegehungen für Rallen und Schwirle in geeigneten Lebensräumen sind optional. An Mittelgebirgsbächen können dagegen sogar zwei Begehungen ausreichen, da hier meist nur wenige Arten erfasst werden (Eisvogel, Gebirgsstelze, Wasseramsel)  – an artenärmeren Gewässern eignet sich das Modul also auch als idealer Einstieg in das Monitoring seltener Brutvögel. Das Modul ist zudem eine ideale Ergänzung zur Wasservogelzählung, da die Erfassungszeiträume nur wenig überlappen. Bitte beachten Sie, dass wie bei allen Programmen in Schutzgebieten entsprechende Verordnungen (kein Verlassen der Wege etc.) eingehalten werden müssen. Darüber hinaus ist es aber natürlich auch immer sinnvoll, sich mit lokalen Schutzgebietsbetreuern (oft Biologische Stationen) abzusprechen. Die Datenerfassung im Feld erfolgt bequem über eine spezielle Eingabemaske in der NaturaList-App oder daheim über ornitho.de. Eine ausführliche Einführung in das Modul und Links zum wichtigen Merkblatt, der Mitmachbörse (weitere Gebiete richten wir gerne ein) und allen Anleitungen finden sich gebündelt hier.

Bei Interesse oder Fragen helfen wir gerne (geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de). Wir freuen uns über Ihr Engagement!

 

 

20.03.2025

Weltspatzentag 2025

Feldsperling
Der Feldsperling ist in NRW der unbekanntere und seltenere Verwandte des Haussperlings
(© Hans Glader)

Heute ist Weltspatzentag. Auch in Nordrhein-Westfalen leben zwei Sperlingsarten. Der bekannte Haussperling, der oft einfach als Spatz bezeichnet wird, und der weniger bekannte Feldsperling.

Spatzen stehen wie kaum eine andere Vogelgruppe für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Haussperlinge sind als Kommensalen des Menschen eigentlich aus unserer Umgebung nicht mehr wegzudenken. Wahrscheinlich breitete sich die Art in Europa in den vergangenen Jahrtausenden seit der neolithischen Revolution mit der Ausbreitung der Landwirtschaft aus. Der Ursprung ihrer Verbreitung hat demnach wahrscheinlich irgendwo im Bereich des fruchtbaren Halbmondes oder seiner Umgebung gelegen. Haussperlinge entwickelten im Laufe der Zeit erstaunliche Anpassungen. Sie brüten heute vielfach an menschlichen Behausungen und in Mitteleuropa findet man höchstens nur noch vereinzelt frei hängende Nester in Bäumen. Die Anpassungen an den Menschen gehen aber noch sehr viel weiter. Aktuelle Studien zeigen auch physiologische bzw. genetische Anpassungen an den Kommensalismus mit dem Menschen (Ravinet et al 2018, PRSLB). Die Ausbreitung der Art hat mittlerweile auch andere Kontinente erreicht. Dort treten Haussperlinge als invasive Art allerdings in Konkurrenz mit heimischen Arten. In Europa gehören Haussperlinge leider zu den Arten, deren Bestände langfristig extrem stark abgenommen haben. Insgesamt sind es Millionen Vögel weniger als noch vor einigen Jahrzehnten.

Die zweite Art, der Feldsperling, war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein - kurz hinter dem Haussperling - vielerorts die zweithäufigste Art des Siedlungsraumes. Mittlerweile sind Feldsperlinge aus vielen Städten und Dörfern in NRW verschwunden die landesweiten Bestände befinden sich leider im freien Fall. Neben dem langfristigen Bestandsrückgang soll es auch kurzfristige Bestandsabnahmen geben, die aktuell genauer untersucht werden (Aufruf des DDA). Feldsperlinge sind etwas kleiner als Haussperlinge. Die Geschlechter sind anders als beim Haussperling gleich gefärbt und die braune Kopfplatte mit dem schwarzen Wangenfleck ist kennzeichnend. Feldsperlinge leben gerne in den ebenfalls selten gewordenen Streuobstwiesen. Als Höhlenbrüter nisten sie zwar auch an Gebäuden und in menschlichen Strukturen, nehmen aber auch häufig natürliche Baumhöhlen und lassen sich sogar mit Nistkästen unterstützten.

 

 

20.03.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Populationsdynamik des Habichts Accipiter gentilis bei Bielefeld: ein Zwischenbericht nach 50 Jahren

Charadrius
Artikel-Cover: Habicht (© Oliver Krüger)

Bestandsschwankungen von Populationen stehen seit langer Zeit im Fokus der Ökologie. Nur selten jedoch liegen Daten über einen so enorm langen Zeitraum vor wie bei dieser Studie, die Habichte im Grenzgebiet von NRW und Niedersachsen seit mittlerweile einem halben Jahrhundert untersucht.

Krüger et al. fassen Ihrer Analysen so zusammen: „Seit 1975 wird in einem Untersuchungsgebiet von 250 km2 Größe zwischen Bielefeld und Osnabrück die Populations- und Reproduktionsdynamik des Habichts Accipiter gentilis erfasst. Die Dynamik zeigt nach einem Tiefpunkt in den 1980er Jahren drei Jahrzehnte des Populationsanstiegs bis zu Dichten von acht Brutpaaren auf 100 km2, die zwischen 2010 und 2015 erreicht wurden, danach sank die Dichte wieder leicht ab. Die Reproduktionsdynamik weist große jährliche Schwankungen ohne Dichtebezug auf. Dichteregulation erfolgt wahrscheinlich über Habitatheterogenität: bei zunehmender Dichte werden sukzessiv immer mehr Territorien niedriger Qualität besetzt. Über die letzten Jahrzehnte ist der Anteil einjähriger Weibchen in der Brutpopulation signifikant zurückgegangen. In den letzten Jahren scheint sich ein Paradigmenwechsel anzubahnen, mehr und mehr Standardreviere sind verwaist, in fast allen haben sich Brutpaare des Uhus Bubo bubo angesiedelt. Die wissenschaftliche Begleitung dieses neuen, dynamischen Gleichgewichtes zwischen Uhu und Habicht ist eine der Kernfragen für die nächsten Jahrzehnte.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

15.03.2025

Ankündigung: ADEBAR-Runde

ADEBAR-Runde
ADEBAR-Runde

ADEBAR hebt ab: Der Dachverband Deutscher Avifaunisten veranstaltet am 29.03. eine Online-Runde zum geplanten neuen Brutvogelatlas auf seinem Youtube-Kanal.

Beim offiziellen Auftakt gibt es aktuelle Infos zur Methodik, Technik und erste Erfahrungsberichte. Nach der Begrüßung freuen wir uns, dass Johanna Romberg, Buchautorin und Journalistin und sicherlich den meisten Ornis im Land bekannt, einen Gastvortrag hält. Nach einem Methodenteil folgen Berichte aus Hessen und Sachsen, wo die Kartierungen für ADEBAR 2 bereits vor einiger Zeit begonnen haben. Nach einem Ausblick bestet außerdem die Möglichkeit, fragen zu beantworten.

Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden. Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es auf den ADEBAR-Homepage. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und die Teilnahme ist kostenlos.

 

 

 

 

 

 

 

13.03.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Untersuchungen zur Raumnutzung eines Habichtweibchens Accipiter gentilis während der Brutzeit im Reichswald bei Kleve mittels GPS-Telemetrie

Charadrius
Artikel-Cover: Habichtweibchen (© Hermann Knüwer)

Greifvögel haben im Vergleich zu vielen Kleinvögeln relativ große Territorien. Aus ihrer Raumnutzung lassen sich relevante Erkenntnisse über ihre Ökologie, aber auch zu ihrem Schutz ableiten. Mithilfe von GPS-Sendern sind mittlerweile recht genaue Erfassungen möglich wie das Beispiel vom Niederrhein zeigt.

Thissen et al. analysieren ihre Ergebnisse folgendermaßen: „Ein erwachsenes Habichtweibchen Accipiter gentilis aus der Brutpopulation des Reichswaldes (56 km2) in Kreis Kleve wurde mit einem GPS-GPRS-Sender ausgestattet, um sein Aktivitätsraum und seine Flughöhe zu bestimmen. In der Vorbrutphase hatte der Habicht zwei Aktivitätszentren: den fast vollständigen westlichen Teil des Reichswaldes („Minimum Convex Polygon“ [MCP] = 14 km2) und ein Gebiet in der Agrarlandschaft rund um das Dorf Milsbeek (MCP = 4 km2) südlich des Waldes, wohin es bis zu 7 km von seinem Nest entfernt flog. Während der Eiablage, der Brutzeit und den ersten zwei Wochen der Jungenaufzucht blieb der Habicht in der Nähe seines Nestes. Die Form und Ausdehnung seines Aufenthaltsgebiets ließ erkennen, dass sich die Reviere der Brutpaare in weiten Teilen des Reichswaldes überschneiden. Es wurden Flughöhen bis 190 m über Grund erfasst. Wir schlagen vor, bei Umweltverträglichkeitsprüfungen (z.B. von Windkraftanlagen) auch weit entfernt brütende Habichte zu berücksichtigen, da diese möglicherweise das Projektgebiet nutzen.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

 

 

 

12.03.2025

Publikationen von Mitgliedern: Sperber in der Großstadt von Hermann Knüwer

Sperber in der Großstadt
Sperber in der Großstadt

Wohl kaum jemand in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren so intensiv mit Sperbern beschäftigt wie Hermann Knüwer. Nun hat er ein reich bebildertes Buch über seine jüngsten Beobachtungen an einem Sperberpaar frei zum Download zur Verfügung gestellt.

Sperber sind ungemein hübsche und dabei meist sehr heimliche Greifvögel, so der Autor in seiner Einleitung zu „Sperber in der Großstadt – mehrjährige Verhaltensstudien in einem städtischen Brutrevier“. Insbesondere ältere Männchen mit ihrer rot angehauchten Unterseite, aber auch die viel größeren Weibchen lassen das Herz bei einer Beobachtung höherschlagen. Gelegentlich kann man sie im eigenen Garten sehen, wenn sie versuchen, am Futterhäuschen einen Kleinvogel zu erwischen. Begegnungen dieser Art sind immer nur kurz und es bleibt offen, wie denn dieser geheimnisvolle und oft blitzschnelle Vogeljäger die übrige Zeit des Tages verbringt. Besonders interessant ist dabei die Zeit der Fortpflanzung.

In seinem Buch dokumentiert Hermann Knüwer nicht nur die vielen faszinierenden Verhaltensweisen, die sich aufgrund besonderer Beobachtungsbedinguen ermöglichten, sondern stellt diese auch in einen breiteren Kontext, so dass es auch Kapitel zum Verstädterungsprozess oder übr Friedhöfe als Hotspots der Biodiversität gibt, so dass das Buch sicher auch über den großen Kreis von Greifvogelfans von Interesse ist.

Das Buch ist kostenfrei und kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Weitere Informationen zu Publikationen unserer Mitglieder finden Sie hier.

 

 

 

06.03.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Partnerwechsel zur Brutzeit beim Sperber Accipiter nisus und Nachkommen als mögliche Halbgeschwister

Charadrius
Artikel-Cover: Sperber (© Hermann Knüwer)

Langjährige Beobachtungen an einem Sperberpaar erlauben erstaunliche Einblicke in die Brutbiologie so wie in diesem Fall als ein Partner stirbt und durch ein junges Männchen ersetzt wird.

Hermann Knüwer fasst seine Beobachtungen so zusammen: „Seit mindestens 2020 brütete ein sehr vertrautes Sperberpaar Accipiter nisus auf einem innerstädtischen Friedhof am Rande des Ruhrgebietes. In allen vier Jahren handelte es sich um dieselben Altvögel. Beide waren 2023 mindestens sechs Jahre alt (7. Kalenderjahr). Kurz vor der Eiablage verschwand 2023 das alte Männchen. Es wurde in weniger als elf Tagen durch ein vorjähriges Männchen ersetzt. Kopulationen des Weibchens konnten wiederholt mit dem ersten als auch zweiten Männchen beobachtet werden. Das junge Männchen beteiligte sich auch am Nestbau und der Nahrungsbeschaffung für das Weibchen und die drei weiblichen Nestlinge. Diese unterschieden sich deutlich in der Gefiederausprägung, was (auch ohne unmittelbaren DNA-Nachweis) den Schluss nahelegt, dass sie auf zwei verschiedene Männchen als Väter zurückgehen. Das Vorhandensein von „floatern“, die Möglichkeit der Spermienspeicherung über längere Zeit und die Varianten möglicher Vaterschaftsbeziehungen außerhalb des normalen Paarbundes durch Fremdkopulation oder Partnerwechsel werden diskutiert.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

 

 

 

27.02.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Verhalten und Mauser einer männlichen Steppenweihe Circus macrourus in Westfalen von Mai bis August 2019

Charadrius
Artikel-Cover: Steppenweihe (© Margret Bunzel-Drüke)

Steppenweihenfeststellungen haben in NRW in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Beobachtungen von Margret Bunzel-Drüke et al. an einem Vogel über mehrere Monate sind jedoch ungewöhnlich und werden zudem mit herausragenden Fotos unterstrichen.

Bunzel-Drüke et al. dokumentieren den Nachweis in ihrer Zusammenfassung so: „Bei Herzfeld im Kreis Soest ergab sich 2019 die Gelegenheit, ein offenbar brutwilliges adultes Steppenweihen-Männchen über fast vier Monate zu beobachten. Der Vogel zeigte hohe Flugbalz, vertrieb potenzielle Flugfeinde und begann mit dem Bau eines Nestes, konnte aber keine Partnerin finden, obwohl er auch Kontakt zu Wiesen- Circus pygargus, Korn- C. cyaneus und Rohrweihen C. aeruginosus suchte. Schließlich wurden die Balzhandlungen zusehends auf eines der in der Umgebung mit Brutvorbereitungen beschäftigten Rohrweihenpaare ausgerichtet und gingen so weit, dass die Steppenweihe vor allem dem Rohrweihen-Männchen Beute übergab, Nistmaterial und Beute auch in das Nest der Rohrweihe brachte und bei Kontrollen dieses Nestes laut warnte.

Die Untersuchung der vier Rohrweihen-Nestlinge erbrachte keinen Hinweis auf eine Vaterschaft der Steppenweihe. Der ermittelte Aktionsraum der Steppenweihe war mit 2,7 km2 relativ klein und schloss drei Brutpaare der Rohrweihe und ein Brutpaar der Wiesenweihe ein. Ein hoher Wühlmausbestand in Verbindung mit der sozialen Anziehung durch nahverwandte Weihen war wahrscheinlich eine wesentliche Ursache für die Ansiedlung.

Trotz eingehender Analyse der Gefiedermerkmale ließ sich nicht bestimmen, ob die Steppenweihe in ihrem 3. Kalenderjahr oder älter war; möglicherweise sind die in der Literatur genannten Kennzeichen für diese Unterscheidung nicht geeignet. Die Mauser der Handschwingen, die wir anhand von Flugfotos verfolgten, begann am 3. oder 4. Juni und war etwa am 17. September abgeschlossen. Ein Vergleich mit Mauserindizes aus datierten Fotos aus verschiedenen Quellen zeigt, dass die Mauser dieses Männchens so verlief wie bei brütenden adulten männlichen Steppenweihen. Die Handschwingenmauser adulter Weibchen setzt offenbar zwei bis drei Wochen früher ein, endet aber wie die der Männchen Mitte September vor dem Herbstzug.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

20.02.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Wiesenweihen Circus pygargus und Rohrweihen Circus aeruginosus in der Zülpicher Börde: Erfolgreiches Comeback oder Ökologische Falle?

Charadrius
Artikel-Cover: Junge Rohrweihe (© Axel Hirschfeld)

In der Zülpicher Börde werden seit 2006 Weihenbruten durch Freiwillige des Komitees gegen den Vogelmord erfasst. Dort brüten an verschiedenen Stellen, oft in Getreidefeldern, Rohrweihen und sehr selten auch Wiesenweihen.

Die Ergebnisse dieser Erfassungen fasst der Autor Axel Hirschfeld folgendermaßen zusammen: „Der Artikel beschreibt die historische Verbreitung von Wiesenweihen Circus pygargus und Rohrweihen Circus aeruginosus im Rheinland sowie die Entwicklung der Brutbestände beider Arten in der Zülpicher Börde in den Jahren 2005-2024. Da im Untersuchungsgebiet alle Wiesenweihen und ein Teil der Rohrweihen in Getreidefeldern brüten, wurde im Jahr 2006 das Projekt „Weihenschutz Zülpicher Börde“ ins Leben gerufen, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich seitdem um die Erfassung beider Arten und den Schutz der gefundenen Nester vor Erntemaßnahmen kümmern. Insgesamt wurden seit 2005 31 Bruten der Wiesenweihe und seit 2007 60 Nester der Rohrweihe in Ackerkulturen gefunden, davon die überwiegende Mehrheit in Gerstenfeldern. Bei der Wiesenweihe waren 16 von 30 Bruten (53 %) mit bekanntem Ausgang erfolgreich und produzierten mindestens 45 flügge Jungvögel, die alle dank des Ernteverzichtes durch die Landwirte überlebten. Von den 14 gescheiterten Bruten wurden 10 bereits vor der Ernte des Brutfeldes aufgegeben. Von insgesamt 58 Getreidebruten der Rohrweihe mit bekanntem Ausgang scheiterten insgesamt 36 (62 %), davon 28 bereits vor dem Erntetermin. Aus den übrigen 22 Bruten flogen insgesamt 78 Jungvögel aus, davon 67 aus Nestern mit Horstschutzzonen. Während der Bestand der Wiesenweihe im Untersuchungszeitraum nicht anwuchs und die Zahl der pro Saison gefundenen Nester zwischen null und vier stagniert, ist die Zahl der in der Zülpicher Börde brütenden Rohrweihen seit den ersten Brutnachweisen in den 1980er Jahren gestiegen und liegt heute in guten Jahren bei rund 15-20 Paaren, von denen ein jährlich schwankender Teil auch in Kiesgruben und im Bereich von natürlichen Gewässern nistet. Eine besondere Bedeutung haben die Gemeinden Swisttal (Rhein-Sieg-Kreis) und Weilerswist (Kreis Euskirchen), wo rund 48 % aller Getreidebruten der Rohrweihe gefunden wurden und wo sich gleichzeitig mehrere regelmäßig besetzte Brutplätze in Feuchtgebieten befinden. Die Zülpicher Börde ist damit zu einem wichtigen Dichtezentren für die Rohrweihe in NRW geworden.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

14.02.2025

Start in die Rebhuhnsaison

Rebhuhn
Rebhuhn (© Hans Glader)

Wie kaum eine andere Art steht das Rebhuhn für die Artenvielfalt offener landwirtschaftlich genutzter Lebensräume in Nordrhein-Westfalen. Einst waren die Vögel nahezu flächendeckend auf Feldern und im Grünland verbreitet. Um ihr Vorkommen und ihre Bestandsentwicklung zu überwachen, gibt es ein spezielles Modul in Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Aufgrund seiner Einfachheit ist es besonders für den Einstieg geeignet.

Rebhühner zeigen einige ökologische Besonderheiten, die für die Erfassung der Art eine Herausforderung darstellen. Rebhühner sind vor allem im zeitigen Frühjahr sehr rufaktiv, wenn manch andere Art noch wenig aktiv ist. Die Lautäußerungen werden außerdem meist nur in einem sehr kurzen Zeitraum in der Dämmerung geäußert. Die Paare finden sich in dieser Zeit des Jahres, die Brut und Jungenaufzucht findet allerdings erst im späten Frühjahr und Sommer statt. Vor diesem Hintergrund erfolgt die Erfassung über eigenes Modul für das Rebhuhn im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel, das auch in NRW umgesetzt wird. Geeignet sind alle Regionen, in denen noch mit Rebhühnern gerechnet werden kann.

Die Methodik ist recht einfach und wenig aufwändig, daher ist dieses Programm auch für für Personen mit wenig Zeit geeignet und ein echtes Einstiegsprogramm. Es ist nur eine Begehung zwischen Ende Februar und Ende März erforderlich. Die Erfassung erfolgt entlang einer zuvor festgelegten Zählroute von ein bis anderthalb Kilometern mit Hilfe einer Klangattrappe im Zeitraum von 30 Minuten nach Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang, dauert also nur eine halbe Stunde. In dieser Zeit ist die Rufaktivität der Rebhühner in der Regel am höchsten, wobei natürlich auf eine günstige Witterung zu achten ist. Die Datenerfassung im Feld erfolgt am einfachsten via NaturaList-App (Android) oder ornitho.de. Daten aus dem Rebhuhnmonitoring stehen dann natürlich auch für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2 zur Verfügung. Im besten Fall beteiligen Sie sich über viele Jahre, da damit nicht nur die aktuelle Verbreitung, sondern auch Bestandstrends ermittelt werden können.

Interesse geweckt, selbst beim Rebhuhn-Monitoring mitzumachen? Ausführliche Informationen und Details gibt es hier. Freie Zählrouten in Ihrer Umgebung lassen sich über unsere Mitmachbörse finden. Dort können Sie Routen für sich reservieren lassen. Von den aktuell 611 Routen in NRW sind einige momentan vakant. Auch die Anlage neuer Routen ist möglich. Wer mitmachen möchte, kann sich an am besten direkt an Bettina Fels (LANUV) wenden.

 

 

13.02.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Welchen rechtlichen Schutz genießen Greifvogelbrutplätze im Wald?

Charadrius
Artikel-Cover: Habicht (© Hermann Knüwer)

Forstwirtschaftliche Maßnahmen sorgen immer wieder für Brutverluste von Greifvögeln. Die AG Greifvögel beleuchtet daher intensiv den rechtlichen Schutz von Greifvogelbrutplätzen im Wald

Die Ergebnisse werden so zusammengefasst: „Durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, die in zunehmendem Maße ganzjährig stattfinden, sind Brutplätze von Greifvögeln extrem gefährdet. Da der forstwirtschaftlichen Nutzung in der nationalen Naturschutzgesetzgebung weitgehende Handlungsfreiheit eingeräumt wird, greifen die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände, insbesondere für häufigere Arten, so gut wie nicht. Dies ist mit dem Unionsrecht nicht vereinbar. Die lokalen Populationen sind weitgehend nicht bekannt. Die Einstufung ihres Erhaltungszustandes und die Beurteilung, ob durch forstwirtschaftliche Maßnahmen eine Verschlechterung eintritt, lässt sich in der Praxis kaum anwenden. Der Schutz von Greifvogelbrutplätzen im Wald ist damit überwiegend unverbindlich und allein in die Eigenverantwortung der im Wald tätigen Personen gestellt.

Das in NRW noch bis 2016 geltende Horstbaumfällverbot gilt nur noch in Vogelschutzgebieten und nur dann, wenn die betroffene Art im Schutzzweck genannt ist. Damit ist ein Brutplatzschutz (Horstbaum mit Umfeld im Sommer wie im Winter) in allen Wäldern des Landes nicht verbrieft und unterliegt allein dem Prinzip der Freiwilligkeit. In NRW bietet eine Dienstanweisung „Artenschutz im Wald“ eine gute erste Orientierung. Sie gilt allerdings verbindlich nur für Staatswaldflächen. Dringend nötig ist es, den Schutz von Greifvogelbrutplätzen aller Arten und ohne Bezug auf lokale Populationen rechtlich zu verankern. Verbindliche Regelungen sind für alle Wälder und für alle im Wald brütenden Greifvogelarten in NRW, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen der Wälder, erforderlich. Es wird vorgeschlagen, Horstschutzzonen, die in einigen Bundesländern bereits gesetzlich verankert sind, auch auf Bundesebene bzw. im Landesnaturschutzgesetz NRW vorzusehen. Eine Berücksichtigung des Artenschutzes in der Konkretisierung des Begriffes der guten fachlichen Praxis im Landesforstgesetz ist dringend erforderlich. Darüber hinaus bedarf es eines verbesserten Bildungsangebotes und konkreter Handreichungen für die forstwirtschaftliche Praxis. Es wird vorgeschlagen, einen Arbeitskreis einzurichten, der sich auf Landesebene mit dieser Thematik befasst.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

11.02.2025

Anleitungen für ADEBAR 2

Kernbeißer
Wo gibt es wie viele brütende Kernbeißer? ADEBAR 2 soll Antworten liefern
(© Angelika Meister)

Die meisten haben es bereits mitbekommen: ADEBAR 2 kommt mit großen Schritten auf uns zu. Die Neuauflage des Atlas Deutscher Brutvogelarten (sowie ein neuer Butvogelatlas für NRW) wird ein Mammutprojekt, an dem sich hoffentlich möglichst viele Vogelbeobachtende beteiligen werden. Nun gibt es wichtige Neuigkeiten.

Die ersten Erfassungen können bereits in Kürze beginnen: zumindest Spechte und Eulen sind bereits aktiv und auch der Erfassungszeitraum für Rebhühner beginnt in den nächsten Tagen. Die Dateneingabe soll überwiegend über die NaturaList-App erfolgen. Dazu werden sogenannte ADEBAR-Listen eingegeben. Pro TK25-Quadrant sollen in der Regel mindestens 20 vollständige ADEBAR-Listen erstellt werden und für spezielle Arten und Lebensräume noch einmal 10 unvollständige Artenlisten eine wichtige Datengrundlage liefern. Wer selbst mitmachen möchte und noch nicht dabei ist, kann sich über eine Mitmachbörse eintragen. Daten aus dem Monitoring ergänzen die Datenquelle ebenso wie ornitho-Zufallsdaten.

Bisher noch fehlende detallierte Anleitungen liegen nun vor. Unser Dachverband, der DDA, hat nun wichtige Materialien erstellt, die alle Erfasser:innen verinnerlichen sollten, bevor es losgehen kann: 1.) Eine praktische Anleitung für die Eingabe von ADEBAR-Listen (jeweils für Android und iOS) 2.) Ein Merkblatt zur Eingabe von ADEBAR-Artenlisten 3.) Das Merkblatt Artspezifische Kartierhinweise inklusive den Links zu den Klangattrappen 4.) Den Kartierkalender in einer kurzen und in einer ausführlichen Version. Die Unterlagen können direkt hier heruntergeladen werden. Das Kartieren für ADEBAR kann erst nach Freischaltung erfolgen. Bitte beachten Sie, dass Sie dann auch nur in Ihrem TK/4 ADEBAR-Listen anlegen. Wenn Sie andernorts erfassen möchten (z.B. im Urlaub), muss dies unbedingt mit den Verantwortlichen der entsprechenden Fläche abgeklärt werden. Selbstverständlich können Sie aber auch weiterhin überall ganz normale Beobachtungslisten oder Einzelbeobachtungen in ornitho.de eingeben, die grundsätzlich ebenfalls für den Atlas berücksichtigt werden.

Die räumliche Kartiereinheit ist übrigens der Quadrant einer Topographischen Karte (TK/4). Hier gibt es eine:n TK/4-Verantwortliche:n und ggf. weitere Kartierende, wobei die TK/4-Verantwortlichen auch selbst kartieren können. Außerdem gibt es in vielen Gebieten sogenannte Regionalverantwortliche, die meist mehrere TK/4 betreuen sowie eine Bundes- und eine Landesebene (in NRW aktuell noch vakant, kommissarisch in der NWO-Geschäftsstelle angesiedelt).

Wir wünschen viel Spaß und schöne Beobachtungen beim ADEBAR-Kartieren!