Aktuelle Meldungen
25.05.2024
Tag der Vogelweibchen – „Female Bird Day“
Heute und an diesem Wochenende wird der #FemaleBirdDay, der Tag der Vogelweibchen, gefeiert. Das Projekt stammt zwar aus den USA, seine Ziele passen aber auch sehr gut auf diese Seite des Atlantiks.
Bei der Vogelbeobachtung werden weibliche Vögel oft vernachlässigt. In dimorph gefärbten Arten sind sie oft schwieriger zu erkennen und zu entdecken. Nicht selten sind sie gut getarnt und verhalten sich eventuell auch etwas unauffälliger. Die Folge ist, dass Vogelweibchen oft seltener gemeldet werden. Bei manchen Vogelarten ist die Unterscheidung zwischen Weibchen und manchen Jungvogelkleidern auch nicht immer einfach. Oft genug wird beispielsweise in ornitho.de daher „weibchenfarben“ ausgewählt, was natürlich dennoch ungleich besser ist, als eine falsche oder gar keine Angabe zu machen. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat in den USA vor wenigen Jahren ein Team von Vogelbeobachter:innen das dortige Birdrace-Pendant genutzt, um einen Tag lang nur weibliche Vögel zu zählen. Probieren Sie das doch mal (in Gedanken) aus. Zumindest uns fällt auf, dass wir oft den Fokus auf Vogelmännchen legen.
Es zeigte sich übrigens auch, dass die geringere Beachtung von Vogelweibchen auch nicht vor ornithologischer Forschung haltmacht. Im Vergleich zu Männchen werden oft weit weniger Weibchen einer Art untersucht. Das Ganze kann sogar den Natur- und Artenschutz beeinflussen. Vielleicht das bekannteste Beispiel betrifft amerikanische Goldflügel-Waldsänger. Männchen und Weibchen überwintern in unterschiedlichen Lebensräumen. Weibchen verloren in einem Untersuchungsgebiet durch Abholzung zwischen den Jahren 2010 und 2016 doppelt so viel Lebensraum wie Männchen...
Wir können es uns nicht leisten, die Hälfte der Vogelvielfalt zu ignorieren und das will wohl auch niemand. Da hilft nur genaues Hinschauen und zukünftig auch den Vogelweibchen etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Weitere Information zum Tag der Vogelweibchen und zum Thema gibt es bisher vor allem auf Englisch:
Overlooked sexual segregation of habitats exposes female migratory landbirds to threats – Fachartikel
Birdnote-Podcast
Female Bird Day – Birding in a new Light
Avian Gender Gap
15.05.2024
Forschung aus NRW: Dachbrütende Austernfischer
Dass Austernfischer auch auf Dächern brüten und häufiger ihre Nahrung auf dem Rasen eines Sportplatzes suchen, haben sicher die meisten von uns, die ab und zu im Norden unseres Bundeslandes unterwegs sind, gesehen. Genauere Details zu diesem Phänomen hat Jonas Brüggeshemke bereits auf unserer Jahrestagung im März vorgestellt. Nun erschien der dazugehörige Artikel in der Fachzeitschrift Scientific Reports.
Austernfischer gehören zu den Arten, die in ihren traditionellen küstennahen Vorkommensgebieten in letzter Zeit deutliche Bestandseinbußen verzeichnen mussten. Im städtischen Umfeld dagegen halten sich die Bestände vielerorts noch. Das Team um Franz Löffler von der Universität Osnabrück schaute sich daher 24 Austernfischerbruten im Stadtgebiet von Münster ganz genau an. Die Bruten fanden auf Flachdächern statt, die überwiegend mit Schotter bzw. Kies bedeckt waren. Natürlich wurden zusätzlich noch Vergleichsgebiete hinzugezogen. Die Vögel hatten auf den Dächern einen hohen Bruterfolg, der vor allem auf den guten Schutz von Nestern und Jungvögel vor Raubsäugern zurückgeführt wird. Die Nahrungsverfügbarkeit ist die ganze Brutzeit über auf Sportplätzen gegeben. Austernfischer sind dabei sehr brutorttreu. Das macht sie empfindlich gegenüber schnellen Umweltveränderungen. Zunehmend wird auf Fußballplätzen auch im Amateurbereich Kunstrasen gewünscht und auch Biozide kommen zum Einsatz. Die Ergebnisse sollten also auch praktische Implikationen für die Stadtplanung haben können.
Das Autorenteam weist auch darauf hin, dass ihre Stichprobengröße recht klein ist und weitere Studien notwendig sind. Wir nutzen die Veröffentlichung daher, um Vogelbeobachtende gezielt auf Austernfischer und ihre ungewöhnlichen Brutstandorte aufmerksam zu machen. Wer selbst Vögel bzw. Bruten auf Flachdächern feststellt sollte diese wie gewohnt auf ornitho.de melden. Auch Nahrungssuche kann in ornitho.de gezielt in der Präzisierung der Beobachtung festgehalten werden.
Die englischsprachige Originalveröffentlichung der Studie ist hier frei als pdf verfügbar.
11.05.2024
Start in die Möwensaison
Heute beginngt offiziell die Saison für das Monitoring der Möwen und Seeschwalben. Weitere Kartierer:innen, die Brutplätze von Möwen in ihrer Umgebung kennen und erfassen möchten, werden gesucht. Das Erfassungsmodul richtet sich vor allem an bereits etwas erfahrenere Ornis, zumal manchmal im Vorfeld meist Zugänge zu Dächern erfragt werden müssen.
Möwen und Seeschwalben sind als Brutvögel in NRW nur sehr lückenhaft verbreitet. Brutvorkommen konzentrieren sich im Tiefland und dort vor allem entlang der großen Flüsse wie Rhein und Weser. Fast alle Brutplätze liegen mehr oder weniger gut geschützt vor Bodenprädatoren, z.B. auf Inseln, auf speziellen Brutflößen, aber auch auf Dächern. Vielfach handelt es sich um Kolonien, aber auch Einzelbruten kommen vor. Zu den Großmöwen gehören eng verwandte Taxa, die teilweise auch miteinander hybridisieren und daher auch eine große Herausforderung für die Bestimmung darstellen. In einigen Fällen lassen sich Hybiden auch nur als unbestimmte Großmöwe erfassen. Flussseeschwalben brüten sehr oft auf Brutflößen und auch für die Trauerseeschwalbe gibt es spezielle schwimmende Nisthilfen. Diese beiden Arten werden bereits erfasst.
Nicht alle Möwenbrutplätze sind bekannt, da insbesondere Dachbruten nicht leicht zu entdecken sind. Begehungen oder gar ein Droheneinsatz erfordern entsprechende Genehmigungen. Dieses Modul Möwen und Seeschwalben im Rahmen des MsB ist daher sicherlich ein Spezialprogramm, das aber sehr wichtige Daten liefert. Möwen zeigen eine erstaunliche Dynamik in ihrer großräumigen Verbreitung, es gibt evolutionsbiologische Aspekte und viele Arten sind auch aus Naturschutzsicht äußert spannend.
Der praktische Aufwand ist vergleichsweise niedrig, da meist eine (oder zwei) Begehungen zwischen Mitte Mai und Anfang Juni ausreichen. Ziel ist ein Trendmonitoring, aber natürlich trägt das Monitoring auch zur Ermittlung von tatsächlichen Beständen bei. Nach Freischaltung und Digitalisierung des Koloniestandortes können Sie Ihre Erfassung einfach per ornitho.de/NaturaList-App melden.
Wenn Sie in Ihrer Nähe Brutplätze kennen, die Sie gerne alljährlich erfassen möchten, melden Sie sich bitte bei uns: geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de. Weitere Informationen zur Möwenerfassung finden Sie hier.
05.05.2024
Vorläufiger Rückblick auf das Birdrace 2024 in NRW
Das Birdrace 2024 ist seit Mitternacht vorbei und wir werfen einen vorläufigen Blick auf die bisherigen Ergebnisse. Sicher werden in Kürze noch einige Beobachtungen nachgetragen und wir sind noch ein bisschen von einem amtlichen Endergebnis entfernt.
Dennoch lässt sich natürlich schon einiges aus unserem Bundesland zusammenfassen. In der Kreiswertung gewann in NRW dieses Jahr Münster mit 155 Arten (bundesweit Platz 28). Es folgen Borken (153 Arten), Wesel (142 Arten), der Rhein-Sieg-Kreis (140 Arten) und der Kreis Soest (139 Arten).
Bei den Teams können wir uns methodisch bedingt nur auf die konzentrieren, die gemeinsam im selben Kreis unterwegs waren. Bei den virtuellen Teams sind aber natürlich unter Umständen einige dabei, die möglicherweise noch mehr Arten in einer Region hatten. Sie werden aber in dieser Wertung hier nicht berücksichtigt. Es gewannen die „Rudelgurken“ aus Münster mit 141 Arten, übrigens ein Fahrradteam! Es folgt die Flutmuldenmafia mit 133 Arten im Kreis Wesel. Bronze teilen sich die „Drosselschmiede“ und das „Turbo Rudel“, ebenfalls aus Münster (je 129 Arten), wobei das letztgenannte Team umweltfreundlich unterwegs war.Insgesamt lag NRW in der Artenzahl auf Platz 5 der Bundeslandwertung. Erstaunliche 223 Arten wurden eingetragen. Mit 186 Teams und 503 Teilnehmenden liegt das zugegebenermaßen auch bevölkerungsreichste Bundesland in Deutschland in diesen Wertungen an der Spitze.
Die Bedingungen beim Birdrace waren sicherlich regional unterschiedlich. Vielerorts startete der Morgen allerdings erfreulich klar, wenn auch empfindlich kühl. Ein beständiger Wind dürfte für das ein oder andere Team sicherlich eine Herausforderung gewesen sein. Der große Regen kam allerdings meistens erst gegen Abend. Teams, die dann aber noch keine Eulen hatten, hatten es schwierig. Dennoch werden die meisten im Vergleich zu den niederschlagsreichen Vortagen glücklich gewesen sein. Ackerpfützen boten hie und da endlich mal wieder Limikolen eine Rastmöglichkeit außerhalb der viel zu wenigen geeigneten Gebiete in unserer vielfach ausgeräumten Landschaft. Diverse Allerweltsarten werden natürlich von Jahr zu Jahr schwieriger – Teams ohne Feldsperling wissen, wovon die Rede ist. Es gelangen aber auch tolle Beobachtungen. Eine schnelle ornitho-Abfrage zeigte für den 04. Mai Säbelschnäbler, Raubseeschwalben, Steppenweihe, Rothalstaucher und andere. Viel wichtiger sind aber für die meisten Teilnehmenden sicherlich die vielen erfreulichen „kleinen“ Erfolge wie ein früher Sumpfrohrsänger, ein überfliegender Kernbeißer und natürlich die Begeisterung einen Tag draußen verbracht zu haben, bei dem wir uns ganz auf das tollste Hobby der Welt konzentriert haben.
Beim Birdrace steht der Spaß im Vordergrund, aber das Birdrace ist auch ein Spendenrennen. Dieses Jahr wurde Geld für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2 gesammelt. Das bundesweite Spendenbaromter steht bei 58.704,11 € – eine wertvolle Unterstützung für das anstehende Großprojekt. Nicht zum ersten Mal kommen die beiden Sieger im Spendenrennen aus NRW: Platz 1 geht an das „TEAM BO-BACHTER“ aus Bochum (3950,00 €), Platz 2 an „Birding for Nature“ (3476,60 €) und auch Platz 4 (und Platz 3 in Deutschland, denn Bronze ging nach Luxemburg) ist aus NRW: die Doppelkornweihen aus Bonn sammelten 2552,70 €.
Nach dem Birdrace ist selbstverständlich vor dem Birdrace. Wir hoffen, Ihr/Sie seid 2025 wieder erneut am Start! Die abschließenden Ergebnisse des diesjährigen Birdrace können in aller Ausführlichkeit hier nachgelesen werden.
01.05.2024
Birdrace steht bevor
Am folgenden Wochenende ist wieder der höchste Feiertag der Vogelbeobachtung. Am Samstag, den 04. Mai findet das bundesweite Birdrace statt und zahlreiche Menschen werden wieder einen ganzen Tag lang das Fernglas schwingen.
Beim Birdrace rennen nicht die Vögel, sondern die Beobachtenden hinter selbigen her. Ziel ist es, innerhalb eines Tages so viele Vogelarten wie möglich zu entdecken. Gezählt werden darf dabei jede Art, die man gesehen oder gehört hat, sofern man sie sicher bestimmt hat. Wichtig ist, dass vorab festgelegt wird, innerhalb welcher Grenzen beobachtet wird. Meist ist das ein Stadt- oder Landkreis. Nur so können wir anschließend Daten auswerten und Statistiken erstellen.
Das Birdrace findet seit mehr als 20 Jahren statt und hat seinen Ursprung bei uns in NRW, wo traditionell besonders viele Teams dabei sind. Die Freude an der Vogelbeobachtung steht beim Birdrace im Mittelpunkt. Wir möchten damit aber natürlich auch auf Gefährdungen der Vogelwelt hinweisen. Das Birdrace ist auch ein Spenedenrennen. Diesmal werden Gelder für den neuen deutschen Brutvogelatlas ADEBAR2 gesammelt.
Mitmachen kann jede:r, egal welchen Alters (es gibt auch Nachwuchsteams) oder Kenntnisstandes. Wer einen ganzen Tag unterwegs ist, wird sich wundern, wie viele Arten sich an einem Tag beobachten lassen. Wer weniger Zeit hat und nicht so lange kann oder will, kann natürlich auch mit einer kürzeren Runde teilnehmen. Zwar geht auch die Teilnahme alleine, aber meist werden Teams von bis zu fünf Personen gebildet. Viele Teams sind umweltfreundlich per Rad, ÖPNV und/oder zu Fuß unterwegs. Unter den Teilnehmenden werden zudem auch Preise verlost. Alle Informationen und die Anmeldung finden sich hier.
30.04.2024
Start ins Wendehalsmonitoring 2024
Am 01. Mai beginnt die diesjährige Erfassungsperiode für den Wendehals im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. In NRW gibt es bisher vier verschiedene Routen. Wir hoffen auf Eure und Ihre intensive Hilfe, um das Modul weiter auszubauen.
Wendehälse waren einst in NRW vor allem im Tiefland verbreitete Brutvögel. Im 20. Jahrhundert verschwanden sie jedoch als Brutvögel in den meisten Regionen und die Art brütete lediglich noch in Einzelpaaren in unserem Bundesland. In den letzten Jahren kommt es aber in vielen Teilen Mitteleuropas zu einer Bestandserholung. Besiedelt werden mittlerweile auch viele Mittelgebirge. Auch wenn die Studienlage noch überschaubar ist, spricht Vieles dafür, dass die Art momentan bei uns vom Klimawandel und dem großflächigen Absterben von Nadelwaldbeständen profitieren könnte.
Umso wichtiger erscheint es, Bestandsveränderungen des Wendehalses zu überwachen. Im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel gibt es deshalb ein speziell auf den Wendehals zugeschnittenes Modul, das wir auch in NRW umsetzen möchten. Aktuell sind Vorkommen noch vielerorts auf die Hochlagen der Mittelgebirge beschränkt, aber es gibt auch bereits mehrjährige Vorkommen in tieferen Lagen. Die Art ist dabei nicht auf Schutzgebiete beschränkt. Die bisherigen Routen befinden sich in der Eifel und im Rhein-Sieg-Kreis und wir bedanken uns bei den Aktiven, die sich bereits einbringen.
Um einen weitaus besseren Überblick über die Vorkommen hier an der (ungefähren) nordwestlichen Verbreitungsgrenze dieses charismatischen Vogels zu bekommen, bitten wir um Ihre Mithilfe. Sollten Sie weitere Vorkommen des Wendehals kennen und Lust haben, eine Route zu übernehmen, freuen wir uns, wenn Sie sich bei der NWO-Geschäftsstelle melden würden. Der Aufwand ist denkbar einfach, da lediglich eine einzige Begehung pro Jahr notwendig ist. Die Dateneingabe erfolgt bequem via NaturaList-App bzw. ornitho.de. Auch einige andere Arten können miterfasst werden. Weitere Informationen gibt es hier.
21.04.2024
Tagung zur Verabschiedung von Michael Jöbges
Unser Mitglied, AG-Leiter und Träger des NWO-Preises verabschiedet sich in die Rente. Zu seinen Ehren fand eine vom LANUV ausgetragene Fachtagung zum Thema Vogelschutzgebiete in der NUA in Recklinghausen statt.
Das spannende Programm beleuchtete die Vogelschutzrichtlinie und insbesondere Vogelschutzgebiete und NATURA2000 aus vielen unterschiedlichen Perspektiven, zeigte Erfolge und Herausforderungen und beleuchtete einzelne Arten wie auch grundsätzliche Aspekte.
Nach Grußworten von Abteilungsleiter Ralf Schlüter (LANUV) und Umweltminister des Landes NRW Oliver Krischer berichtete Alexander Just von der Europäischen Kommission über 45 Jahre Vogelschutzrichtlinie in der EU. Peter Südbeck vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hielt einen Vortrag über die Erfolgsgeschichte der Großschutzgebiete in Deutschland, vom Naturpark über Biosphärenreservate bis zu den Nationalparken. Martin Hormann referierte über den Schutz wertgebender Vogelarten im Wald. Günter Nowald berichtete anschließend Neuigkeiten über Kraniche, eine der Vogelarten, für deren Schutz Michael Jöbges sich besonders einsetzt. Toni Wegscheider vom LBV stellte das Wiederansiedlungsprojekt des Bartgeiers in den bayerischen Alpen vor. Anika Hirz aus dem LANUV berichtete abschließend über die FFH-Richtlinie in NRW.
Wir bedanken uns bei Michael Jöbges und den Organisator:innen der Veranstaltung. Michael, vielen Dank für Dein großes Engagement, das immer mehr Berufung als Beruf war. Wir wünschen Dir alles Gute zum (Un-)Ruhestand. Einem Big Year steht eigentlich nichts im Weg...
Weitere Fotos der Veranstaltung gibt es übrigens auf unserer Facebook-Seite.
19.04.2024
Forschung „Made in NRW“ in der „Vogelwarte“ – Brutbiologie von Eisvögeln
In einer neuen Studie untersuchten Margret Bunzel-Drüke und Olaf Zimball die Dauer der verschiedenen Phasen einer Brut und die Gelegegröße von Eisvögeln. Die Arbeit erschien in der aktuellen „Vogelwarte“.
Seit 1975 wurden in Mittelwestfalen im Einzugsgebiet von Ruhr und Lippe mehr als 20.000 Eisvögel mit Ringen markiert – 4.000 von ihnen wurden wiedergefangen. Wohl niemand in NRW kennt sich so gut mit Eisvögeln aus wie Dr. Margret Bunzel-Drüke, die für ihre Arbeiten 2011 auch den NWO-Preis erhielt. In der neuesten Veröffentlichung wird dieser ungeheure Datenschatz genutzt, um die Brutbiologie des Eisvogels mit wohl kaum bekannter Stichprobengröße näher zu beleuchten. So dauert die Eiablagezeit 5-8 Tage, der Median der Nestlingszeit betrug 26 Tage und die Gesamtdauer einer Brut 47-59 Tage (Median 51 Tage). Die meisten Gelege enthalten sieben Eier. Die Veröffentlichung erschien in der „Vogelwarte“, der deutschsprachigen Mitgliederzeitschrift der DO-G und ist (in Kürze) auf der Homepage der DO-G frei verfügbar.
Auch andere Artikel und Rubriken aus der aktuellen Vogelwarte sind sicher für Ornis aus NRW von Interesse. So berichten Anger et al. aus dem Nordschwarzwald über anhaltende Bestandsrückgänge von Baum- und Wiesenpieperbeständen und geben Hinweise für wirkungsvolle Schutzmaßnahmen wie beispielsweise die Beweidung der Offenlandflächen mit Megaherbivoren. Unter den Ringfunden findet sich eine von Tobias Krause in Düsseldorf beringte und in Koblenz wiedergefangene Straßentaube – eine Art, die in der Avifaunistik bisher nicht selten vernachlässigt wird. Der Altersrekord für eine Weidenmeise in Deutschland gelang mit dem 16. Wiederfang eines Vogels in Bielefeld im November 2023 – mehr als neun Jahre nach der Beringung. Als kleine Werbung in eigener Sache sei noch ergänzt, dass auch die „Forschungsmeldungen“ in NRW geschrieben werden.
11.04.2024
Ungewöhnlich frühe Langstreckenzieher – viele Dorngrasmücken bereits im Brutgebiet
Viele heimische Brutvögel überwintern südlich der Sahara. Diese Langsteckenzieher kommen erst im Laufe des Frühjahrs an. In diesem Jahr sind einige Arten früher als in anderen Jahren in Mitteleuropa angekommen. Wieder einmal zeigt sich, dass Vögel ausgezeichnete Indikatoren für Umweltveränderungen sein können.
Es gibt vielerorts lange Datenreihen, die uns ziemlich genau verraten, wann Vögel aus ihrem Winterquartier zurückkommen. In den letzten Jahren werden solche phänologischen Informationen in großem Stil über Beobachtungsplattformen wie ornitho.de erhoben. Dass sich viele zeitliche Abläufe in der Natur durch den Klimawandel dabei verschoben haben, ist mittlerweile ebenfalls gut dokumentiert. Die Folgen dieser Veränderungen mögen für einzelne Vogelopulationen zwar auch mal positiv sein, viele Arten stehen damit aber vor großen Herausforderungen. Die Klimakrise ist ein wichtiger Treiber des Artensterbens.
Kleinere Schwankungen in der Ankunftszeit der Vögel sind normal. Auch nicht ungewöhnlich ist, dass manche lokale Erstankunft nicht selten auf einen Samstag oder Sonntag fällt. Am Wochenende sind einfach mehr Beobachter:innen unterwegs. Wer in den letzten Tagen die Möglichkeit hatte, Vögel zu beobachten, mag sich aber vielleicht dennoch gewundert haben, denn in diesem Jahr scheint es einige auffällige Abweichungen zu geben, die damit nicht so leicht zu erklären sind. So werden momentan über die Beobachtungsplattform ornitho.de bereits sehr viele Dorngrasmücken gemeldet. Brutvögel aus NRW überwintern ganz überwiegend in der Sahelzone des westlichen Afrikas, jene aus östlicheren Gebieten ziehen dagegen eher über das östliche Mittelmeer nach Afrika, so dass sich eine sogenannte Zugscheide über Mitteleuropa ausgebildet haben dürfte. Bei gleichem Breitengrad kommen Vögel im östlichen Teil Deutschlands meist etwas später an als im westlichen Teil. In der Vergangenheit kamen die Vögel aber insgesamt deutlich später an als in diesem Jahr.
Auch bei einigen anderen Langstreckenziehern ist eine verfrühte Ankunft zu beobachten. So beispielsweise beim Waldlaubsänger, der in Afrika etwas weiter südlich als Dorngrasmücken überwintert und dieses Jahr bereits in vielen Teilen Deutschlands beobachtet wurde. Letztes Jahr gab es zu dieser Jahreszeit dagegen erst wenige Meldungen.
Für eine genaue Analyse der Phänologie dieser und anderer Arten in diesem Jahr ist es sicher noch zu früh. Auch über die Ursachen können wir zu diesem Zeitpunkt nur begründete Vermutungen anstellen. Es ist aber naheliegend, einen Zusammenhang mit den starken südlichen bzw. südwestlichen Luftströmungen herzustellen, die in letzter Zeit beobachtet wurden. Saharastaub haben wohl die meisten von uns als gefärbten Niederschlag oder durch eine ungewöhnliche Trübung des Himmels bei ungewöhnlich warmen Temperaturen festgestellt. Auch die Vegetation ist bereits vergleichsweise weit fortgeschritten.
Phänologisch ungewöhnliche Beobachtungen sollten wie gewohnt bei ornitho.de gemeldet werden. Bei sehr frühen Beobchtungen ist eine ergänzende Dokumentation durch Tonaufnahmen, Fotos oder zumindest eine genaue Beschreibung sinnvoll. Hinter frühen Gartengrasmücke können sich auch ungewöhnlich singende Mönchsgrasmücken verbergen und einige extrem frühe Braunkehlchen sind tatsächlich Schwarzkehlchen, bei denen der Überaugenstreif etwas ausgeprägter gewesen ist.
Wer sich weiter informieren möchte, kann die Zugwege europäischer Brutvögel anhand von Beringungen im Bird Migration Atlas nachschlagen oder die Ankunft vieler Arten in Europa fast in Echtzeit im EuroBirdPortal verfolgen.
27.03.2024
NWO-Preise 2024 vergeben
Die NWO fördert Vogelkunde und Vogelschutz in NRW. Eine Möglichkeit dies zu machen, ist die Menschen zu unterstützen und zu ehren, die sich besonders um diese Themen verdient gemacht haben. Dazu vergibt die NWO jährlich zwei Preise. So auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung.
Der NWO-Preis ehrt Menschen für langjährige Verdienste in Vogelkunde und Vogelschutz. Dieses Jahr erhielt den Preis Hubertus Illner, der sich seit rund fünf Jahrzehnten engagiert: So im Eulenschutz, als Mitbegründer und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz und natürlich im Schutz der Weihen, insbesondere der Wiesenweihe in der Hellwegbörde, ein Einsatz, für den er vielleicht landesweit am bekanntesten ist. Die ausführliche Laudatio von Joachim Drüke und Henning Vierhaus kann hier nachgelesen werden.
Der zweite vergebene Preis ist der NWO-Förderpreis, der alljährlich an Nachwuchsornitholog:innen vergeben wird. Dieses Jahr wurde er an Gianna Allera vergeben. Sie erhält den Preis für ihre Bachelorarbeit „Einfluss von Standortfaktoren auf den Besetzungserfolg von Mehlschwalbennisthilfen im Raum Münster“. Die umfassende Laudatio kann hierheruntergeladen werden.
Einen Überblick über die NWO-Preisträger:innen und ihre Verdienste haben wir hier zusammengestellt. Ein Blick auf die Zusammenstellung der bisherigen Nachwuchspreisträger:innnenzeigt, dass nicht wenige der ehemaligen Förderpreisträger:innen bis heute in Vogelkunde und Vogelschutz aktiv sind. Eine Tatsache, die uns besonders freut und auf die wir auch ein bisschen stolz sind.
Die Preis-Jury der NWO freut sich übrigens immer über Vorschläge zu möglichen Preisträger:innen. Bitte machen Sie eifrig davon Gebrauch, Vorschläge einzureichen.
27.03.2024
Neue Vogelwelt mit Artikeln zu Grauammer und Trauerseeschwalbe aus NRW
Die Zeitschrift „Die Vogelwelt – Beiträge zur Vogelkunde“ ist die deutschsprachige bundesweite Zeitschrift für Avifaunistik und Vogelschutz. Sie wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten und vom Aula-Verlag herausgegeben. Im aktuellen Heft geht es auch um Grauammern und Trauerseeschwalben in NRW
Das Cover des aktuellen vierten Heftes des bereits 141. Jahrgangs(!) ziert eine Trauerseeschwalbe. Insgesamt widmen sich drei Beiträge diesen eleganten Vögeln. Ein Artikel vergleicht die Überlebensraten erwachsener Brutvögel aus den Niederlanden, Deutschland und der Ukraine. Aus Deutschland flossen auch Daten von der Kolonie am Bienener Altrhein ein. Einer der Autor:innen ist Achim Vossmeyer vom NZ Kleve. Die beiden anderen Trauerseeschwalben-Artikel beschäftigen sich mit Kolonien im Osten Deutschlands, sind aber natürlich nicht minder von Interesse. So zeigt Jochen Bellebaum die hohe Bedeutung von Insekten als Nahrung für Küken auf, was vor dem Hintergrund des Insektensterbens natürlich auch Naturschutzimplikationen hat. Ein Artikel widmet sich dagegen der Mortalität adulter Wespenbussarde auf dem Zug, die anhand von Satellitentelemetrie untersucht wurde. Der erste Artikel des Heftes ist aus NRW. Sandra Neißkenwirth et al. (Co-Autoren u.a. von der ABU Soest) analysieren Bestandszunahme, Revierverhalten und Habitatwahl der Grauammer im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde. Sie unterstreichen in ihrer Diskussion die Bedeutung selbstbegrünender Brachen.
Auch das Editorial des Heftes ist lesenswert. Hier macht Martin Flade darauf aufmerksam, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium kürzlich die Verpflichtung für Landwirt:innen abgeschafft hat, 4 % der Ackerfläche als Brache anzulegen. Er schlussfolgert: „Die Zahlen sind da, die Fakten liegen auf dem Tisch, die politischen Entscheidungen werden aber nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern durch lautstarken Lobbyismus getrieben".
Am Ende des Heftes gibt es noch die Rubrik DDA-Aktuell mit neuesten Nachrichten unseres Dachverbandes. Für NWO-Mitglieder ist das Abonnement der Vogelwelt ermäßigt.
20.03.2024
Weltspatzentag 2024
Heute ist Weltspatzentag. Auch in Nordrhein-Westfalen leben zwei Sperlingsarten. Der bekannte Haussperling, der oft einfach als Spatz bezeichnet wird, und der weniger bekannte Feldsperling.
Spatzen stehen wie kaum eine andere Vogelgruppe für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Haussperlinge sind als Kommensalen des Menschen eigentlich aus unserer Umgebung nicht mehr wegzudenken. Wahrscheinlich breitete sich die Art in Europa in den vergangenen Jahrtausenden seit der neolithischen Revolution mit der Ausbreitung der Landwirtschaft aus. Der Ursprung ihrer Verbreitung hat demnach wahrscheinlich irgendwo im Bereich des fruchtbaren Halbmondes oder seiner Umgebung gelegen. Haussperlinge entwickelten im Laufe der Zeit erstaunliche Anpassungen. Sie brüten heute vielfach an menschlichen Behausungen und in Mitteleuropa findet man höchstens nur noch vereinzelt frei hängende Nester in Bäumen. Die Anpassungen an den Menschen gehen aber noch sehr viel weiter. Aktuelle Studien zeigen auch physiologische bzw. genetische Anpassungen an den Kommensalismus mit dem Menschen (Ravinet et al 2018, PRSLB). Die Ausbreitung der Art hat mittlerweile auch andere Kontinente erreicht. Dort treten Haussperlinge als invasive Art allerdings in Konkurrenz mit heimischen Arten. In Europa gehören Haussperlinge leider zu den Arten, deren Bestände langfristig extrem stark abgenommen haben. Insgesamt sind es Millionen Vögel weniger als noch vor einigen Jahrzehnten.
Die zweite Art, der Feldsperling, war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein - kurz hinter dem Haussperling - vielerorts die zweithäufigste Art des Siedlungsraumes. Mittlerweile sind Feldsperlinge aus vielen Städten und Dörfern in NRW verschwunden die landesweiten Bestände befinden sich leider im freien Fall. Feldsperlinge sind etwas kleiner als Haussperlinge. Die Geschlechter sind anders als beim Haussperling gleich gefärbt und die braune Kopfplatte mit dem schwarzen Wangenfleck ist kennzeichnend. Feldsperlinge leben gerne in den ebenfalls selten gewordenen Streuobstwiesen. Als Höhlenbrüter nisten sie zwar auch an Gebäuden und in menschlichen Strukturen, nehmen aber auch häufig natürliche Baumhöhlen und lassen sich sogar mit Nistkästen unterstützten.