Warum singen manche Vögel im Herbst und Winter?

Rotkehlchen singen oft auch im Herbst und Winter (© Angelika Meister)

An einem schönen Septembermorgen kann man manchmal denken, es sei Frühjahr. Ein Hausrotschwanz singt sein knarzendes Lied von einer alten Dachantenne, in einer Hecke schmettert ein Zaunkönig eine laute Strophe. Selbst im tiefsten Winter singt ein Rotkehlchen ausdauernd im Gebüsch an der U-Bahnstation und eine Amsel singt auf dem hell erleuchteten Weihnachtsmarkt. Bei den letzteren hat möglicherweise das helle Licht Einfluss auf den Hormonhaushalt der Vögel gehabt. Die Photoperiode hat schließlich entscheidenden Einfluss auf das Einsetzen der Gesangsaktivität zur Brutzeit im Frühling. Im Herbst sind die Tage dann wieder ähnlich lang wie bei Einsetzen des Gesangs im März. Rotkehlchen gelten als äußerst einzelgängerisch – sie verteidigen auch in ihrem Winterquartier ein Revier. Auch Langstreckenzieher singen im tropischen Winterquartier. Neben der Verteidigung eines Reviers gibt es mindestens noch zwei weitere diskutierte Hypothesen, warum Zugvögel im Winter singen sollten: Vögel könnten singen, um zu üben und so ihre Gesangskünste zu optimieren. Als dritte Möglichkeit könnte der Gesang einfach auf Testosteronüberschüsse aus der Brutzeit zurückzuführen sein, die keinen Anpassungswert haben. In einer Studie in der Zeitschrift The American Naturalist konnte das Autorinnenteam allerdings zeigen, dass Drosselrohrsänger im Winterquartier singen, um ihre Gesangsfähigkeiten zu verbessern und nicht, um Reviere zu verteidigen oder einfach nur aufgrund eines Testosteronüberschusses.

Übrigens, schon im Hochwinter können einige Jahresvögel mit dem regulären Gesang vor der Brutzeit beginnen. Erste Misteldrosseln singen sogar oft schon Ende Dezember und an schönen Januartagen lassen sich meist schon die ersten Meisen im Garten hören.

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