Kleine braune Vögel im Garten – alles Spatzen?

Heckenbraunelle
Heckenbraunelle (© Hans Glader)

Viele Vögel sind für das menschliche Auge recht unscheinbar gefärbt. Nicht selten dominieren Brauntöne, die eine besonders gute Tarnung ermöglichen. Weniger auffällig gefärbte Weibchen und Jungvögel sind oft weniger bekannt. Schnell werden dann fälschlicherweise Heckenbraunellen, Buchfinken und andere als „Spatz“ bestimmt.

„Spatzen“ sind sicherlich für viele Beobachter:innen die erste Referenz. Hinter „Spatz“ verbergen sich aber zwei verschiedene Arten, der Haussperling und die mancherorts bereits selten gewordenen Feldsperlinge. Haussperlinge sind in vielen Gärten häufig, auch wenn die Bestände langfristig deutlich abgenommen haben. Auch Feldsperlinge besuchen Futterstellen, sind aber zumindest in NRW aus den meisten größeren Städten leider verschwunden. Vereinzelt sind sie noch in Dörfern anzutreffen. Bei Feldsperlingen sind Männchen und Weibchen quasi identisch gefärbt: sie haben eine warmbraune Kopfplatte und einen schwarzen Fleck im Bereich der Kopfseiten sowie eine schwarze Kehle. Haussperlingsmännchen mit ihrer grauen Kopfplatte sollten viele erkennen. Das Schwarz an Kinn und Kehle reicht manchmal bis auf die Brust. Die Weibchen sind jedoch unscheinbarer gefärbt, was dazu führt, dass viele unscheinbar gefärbte Vogelarten gedanklich ebenfalls unter „Spatz“ abgespeichert werden können. Ein guter Anhaltspunkt, wenn man die Vögel beispielsweise an einer Futterstelle beobachtet, kann der Schnabel sein. Typische Insektenfresser haben meist einen feinen dünnen Schnabel. Das gilt für Rotkehlchen (die gerade flüggen Jungvögel haben unterseits ein braunes Wellenmuster) und Heckenbraunellen sowie die Grasmücken, von denen Mönchsgrasmücken zwar häufig sind, meist aber über den Gesang entdeckt werden. Heckenbraunellen sind in gebüschreichen Gärten durchaus nicht selten, wenn auch kaum im Trupp anzutreffen – aufgrund ihres faszinierenden Paarungssystems können es aber selbst zur Brutzeit auch mal vier Altvögel gleichzeitig sein.

Buchfink
Weiblicher Buchfink (© Angelika Meister)

Körnerfresser wie Sperlinge und Finken haben dagegen kräftigere Schnäbel. Sie füttern zwar ihre Jungen meistens mit Insekten, aber während des Restes des Jahres überwiegen Sämereien. Auch im Siedlungsbereich leben beispielsweise Buchfinken – zusammen mit der Amsel sogar der häufigste Brutvogel Deutschlands, der in der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum bekannt ist. Männchen im Prachtkleid sind auffällig bunt gefärbt, bei den Weibchen lohnt ein zweiter Blick, um die Merkmale z.B. in Flügel und Schwanz zu erkennen. Natürlich unterscheiden sich die Vögel auch in Verhalten und Gestalt deutlich von Sperlingen. Oft suchen sie die Nahrung an Futterstellen eher am Boden als an einer Futtersäule. Das gilt aber nicht für alle Finkenvögel und Arten wie Erlenzeisig, Birkenzeisig und viele andere können ebenfalls zu Verwechslungen einladen. Auch hier lohnt oft ein Blick auf die Zeichnung von Flügeln und Schwanz. Wer im Dorf lebt oder am Rande einer naturnahen Agrarlandschaft, wird auch Ammern, insbesondere Goldammern im Garten beobachten können. Auch hier können Weibchen und Jungvögel leicht mit anderen braun gefärbten Arten verwechselt werden.

Wie bei allen Aspekten der Vogelbestimmung ist Übung der Schlüssel zum Erfolg. Der Blick ins Bestimmungsbuch (oder die App) lohnt immer und natürlich ist es sinnvoll, von erfahreneren Beobachter:innen zu lernen, die ihr Wissen normalerweise gerne teilen.

 

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